Bundesregierung: Keine Organvermittlung "an der Warteliste vorbei"

Bundesregierung: Keine Organvermittlung "an der Warteliste vorbei"
Dass immer mehr Spenderorgane nach einem beschleunigten Vermittlungsverfahren verpflanzt werden, ist nach Ansicht des Bundesgesundheitsministeriums nicht automatisch ein Indiz für Manipulationen.

Die Zuteilung dieser Organe erfolge auch nicht "an der Warteliste vorbei", erklärte eine Sprecherin des Ministeriums am Mittwoch in Berlin. Die Empfänger seien vielmehr auf den Wartelisten registriert. Das Ministerium wies Forderungen zurück, wonach die staatliche Aufsicht über die Transplantationsmedizin verstärkt werden muss. Die Sprecherin verwies auf die Richtlinien der Bundesärztekammer, die für das beschleunigte Verfahren gelten und auch kontrolliert würden.

###mehr-artikel### Das beschleunigte Verfahren ist in der Diskussion, seit bekannt wurde, dass jedes vierte Herz, jede dritte Lunge, jede vierte Leber und jede zweite Bauchspeicheldrüse auf diesem Wege zum Empfänger gelangen. Die Zunahme der schnellen Verfahren war als Indiz für eine höhere Manipulationsanfälligkeit der Organtransplantation in Deutschland gewertet worden.

Für diesen Donnerstag hat die Bundesärztekammer die Überwachungskommissionen für die Organtransplantation zu einer Sondersitzung eingeladen. Dabei soll über das beschleunigte Vermittlungsverfahren beraten werden. Es geht außerdem um die Effizienz der gegenwärtigen Kontrollen und mögliche Verbesserungen. Die Prüfungs- und Überwachungskommission arbeiten im Auftrag der Ärzteschaft, der Krankenkassen und der Krankenhäuser.

Ende August wird beraten

Die Prüfkommission hatte den Göttinger Transplantationsskandal aufgedeckt und auch über Manipulationen in Regensburg berichtet. Für Ende August hat Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) alle Zuständigen zu Beratungen eingeladen.  

Das beschleunigte Vermittlungsverfahren wurde 2004 eingeführt, um auch Organe transplantieren zu können, die von älteren und erkrankten Patienten stammen. Die Empfänger werden über die Risiken aufgeklärt. Die Verpflanzung ist von ihrer Zustimmung abhängig. Während einwandfreie Organe über Eurotransplant in sieben Ländern verteilt werden, werden bei der beschleunigten Vermittlung Empfänger im Umkreis des Entnahme-Krankenhauses gesucht.