Sakrale Schätze in neuem Glanz

Foto: epd-bild/Reiss-Engelhorn-Museen
Das spätgotische Schnitzwerk "Rother Altar&amp" (Foto) und zwei Heiligen-Skulpturen stehen im Mittelpunkt einer neuen Dauerausstellung in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen.
Sakrale Schätze in neuem Glanz
Überladene Monstranzen, vergoldete Rokokokelche und ein außergewöhnlicher Marienaltar. Die Kirchen- und Schnitzkunst des Mittelalters wirkt opulent und beeindruckt zugleich aufgrund ihrer filigranen Machart, wie eine Ausstellung in Mannheim zeigt.
22.07.2012
epd
Ralf Schick

Die Kraft und Pracht der mittelalterlichen Kirchenkunst zeigt eine neue Dauerausstellung der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim. Seit Sonntag präsentieren die Museen eine Auswahl ihres kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungsbestands, der von üppigen Gewändern bis hin zu feingeschnitzten Skulpturen unterschiedlicher Stilformen christlicher Kunst von der Gotik bis zum Barock reicht. Im Mittelpunkt stehen ein knapp 500 Jahre altes spätgotisches Schnitzwerk und zwei noch ältere Holzfiguren.

Der "Rother Altar" wurde 1513 in der Werkstatt des Ulmer Bildhauers Niklaus Weckmann geschnitzt und ist benannt nach dem Dorf Roth im oberschwäbischen Meßkirch. Es ist ein seltenes Retabel, ein Altarwerk, das beispielhaft für die mittelalterliche Marien- und Heiligenverehrung steht: Es zeigt Maria als Mutter Gottes und Königin mit ihrem Kind und mit einer irdischen und einer himmlischen Krone auf dem Kopf. Bis ins kleinste Detail filigran geschnitzt. Flankiert wird sie von mehreren Heiligen wie Johannes oder Sebastian, wie Kurator Hans-Jürgen Buderer erklärt.

Verschwundene Altar-Seitenflügel

Bereits seit 1909 befindet sich der "Rother Altar" in den Mannheimer Museen und wurde 1963 in seiner ursprünglichen Fassung konserviert. Ursprünglich waren am Altar auch bemalte Seitenflügel angebracht, über deren Verbleib seit Ende des 18. Jahrhunderts gerätselt wird. Zuletzt war das Prunkstück an das Landesmuseum Stuttgart ausgeliehen. Der Altarschrein zeigt auf der Rückseite eine Darstellung des auferstandenen Christus als thronender Weltenherrscher. Wundmale der Kreuzigung verweisen auf die Passion und den Kreuzestod Christi.

Zwei Lindenholz-Figuren aus dem Jahr 1490 zählen zu den weiteren besonderen Ausstellungsstücken: Eine der Figuren zeigt den Pestheiligen Rochus, der sein Gewand entblößt und auf eine Pestbeule am Bein verweist, wie Kurator Hans-Jürgen Buderer erläutert. Die andere stellt den Schutzheiligen, Schuhmacher und Märtyrer Gangolf dar. Buderer hatte die beiden gothischen Skulpturen bei einer Auktion in Stuttgart erworben.

Wiedergefundene "Apfel-Madonna"

Zu sehen sind hochwertige Exponate aus dem 13. bis 19. Jahrhundert sowie Grafiken des 18. und 19. Jahrhunderts. Sie dokumentieren die Entwicklung der christlichen Kunst und Frömmigkeit vom Mittelalter bis zum beginnenden 19. Jahrhundert, sagt Buderer. Gezeigt werde neben Monstranzen oder vergoldeten Rokokokelchen unter anderem auch eine Apfel-Madonna, eine Pappelholz-Figur um 1450 aus Südtirol. Diese galt nach dem Zweiten Weltkrieg lange als verschollen und wurde vor knapp zehn Jahren bei Aufräumarbeiten in den Museen zusammen mit anderen Heiligen entdeckt.

Die Schau ist zudem in verschiedene Themenbereiche gegliedert, die unter anderem die Gegensätzlichkeit zwischen schlichter evangelischer und prunkvoller katholischer Frömmigkeit zeigen soll. So werden anhand von Fotos Innenansichten aus der barocken und mit Gold verzierten katholischen Jesuitenkirche in Mannheim der in den Nachkriegsjahren erbauten evangelischen Citykirche Konkordien gegenübergestellt mit ihrem dezent gestalteten Altarraum.

Ein separater Bereich der Ausstellung, das "Schatzkammer-Kabinett", soll ein Forum für wechselnde Themen bieten. In regelmäßigen Abständen werden dort Werke aus dem grafischen Kabinett der Sammlung präsentiert. Den Anfang macht die druckgrafische Rezeption religiöser Themen von Rembrandt im 18. und 19. Jahrhundert. Die Ausstellung präsentiert zudem Radierungen des Künstlers Carl Ernst Christoph Hess (1755-1828), welche von Rembrandts Werk inspiriert wurden.