Studie: Imame in Deutschland sind offen und dialogbereit

epd-bild/Ralf Maro
Imam Mustafa Aydin beim Abendgebet in der Seheitlik Moschee in Berlin-Neukölln. Einer Studie zufolge kommen Imame zu 80 Prozent aus der Türkei nach Deutschland und sind relativ gut ausgebidet.
Studie: Imame in Deutschland sind offen und dialogbereit
Die meisten Geistlichen in muslimischen Gemeinden in Deutschland stehen einer Studie zufolge für einen dialogbereiten Islam. Nichtreligiöse Angebote in den Gemeinden, die Befürwortung eines islamischen Religionsunterrichts, die Ausbildung islamischer Religionslehrer an staatlichen Hochschulen sowie ein großes Interesse an Aus- und Weiterbildungen durch deutsche Träger deuteten auf eine große Offenheit der Religionsbediensteten hin, heißt es in einer am Dienstag von dem Bundesamt für Migration veröffentlichten Studie.

Im Auftrag der Deutschen Islamkonferenz haben Wissenschaftler des Bundesamtes 821 Imame an Moscheen sowie Dedes, die religiösen Oberhäupter alevitischer Gemeinden, befragt. Nach einer Hochrechnung der Studie "Islamische Religionsbedienstete in Deutschland" sind hierzulande zwischen 1.700 und 2.500 Geistliche regelmäßig in einer muslimischen Gemeinde tätig, darunter 60 Dedes. Eine zeitgleich vom Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung veröffentlichte Studie spricht von rund 2.350 islamischen Gemeinden, alevitische Gemeinden eingeschlossen.

Die Mehrheit der Imame in Deutschland (93 Prozent) ist der Studie des Bundesamtes für Migration zufolge sunnitisch. 80 Prozent der an Moscheen in Deutschland wirkenden muslimischen Geistlichen haben türkische Wurzeln. Ihr Bildungsniveau sei vergleichsweise hoch, heißt es. Rund 45 Prozent haben ein religiöses Gymnasium besucht oder eine religiöse Ausbildung absolviert. Knapp 35 Prozent studierten islamische Theologie oder Islamwissenschaft, meist an einer Hochschule im Ausland. Ein Fünftel hat keine theologische Ausbildung.

Interesse an besserem Deutsch

Zugleich verweist die Studie aber auch auf Defizite bei der sprachlichen Integration. Muslimische Geistlichen bewerteten demnach ihre Deutschkenntnisse deutlich schlechter als die muslimische Gesamtbevölkerung in Deutschland. Grund hierfür sei, dass die befragten Geistlichen erst kurze Zeit in Deutschland lebten. Deutlich wurde in der Studie zudem ein Interesse an Weiterbildungen aufseiten der Imame und Dedes. 77 Prozent haben Interesse an einer Fortbildung im Bereich der deutschen Sprache. Auch der Wunsch nach Weiterbildungen zu politischen oder gesellschaftlichen Themen ist sehr hoch.

Die zweite, kurz vor der Islamkonferenz vorgestellte Studie der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung untersucht darüber hinaus Struktur und Angebote der islamischen Gemeinden. Die meisten der rund 2.350 Gemeinden haben nichtreligiöse Angebote im Programm: Rund 72 Prozent der Gemeinden machen Sportangebote für Jugendliche. Bei den Erwachsenen liegen Angebote zum interreligiösen Dialog (60,4 Prozent) vorn. Knapp ein Drittel der Gemeinden bietet Deutsch-Sprachkurse an.