Schavan: "Christentum war politisch von Beginn an"

Schavan: "Christentum war politisch von Beginn an"

Berlin (epd). Für die frühere Bundesbildungsministerin und Vatikan-Botschafterin Annette Schavan (CDU) spielt die Kirche eine wichtige Rolle in der Gesellschaft. „Das Christentum war politisch von Beginn an“, sagte Schavan am Mittwoch im RBB-Inforadio: „Es sind zwei Seiten, die eigentlich nicht auseinanderdividiert werden dürfen. Diese zutiefst geistliche, die spirituelle Seite, die Rede über Gott als das Zentrum unseres Glaubens, und die Sorge um die Welt“, sagte sie.

Schavan reagierte damit auf Äußerungen von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU). Diese hatte sich zu Ostern von den Kirchen mehr Sinnstiftung und weniger Stellungnahmen zu tagesaktuellen Themen gewünscht.

Schavan betonte, die Glaubwürdigkeit des Christentums und der Kirche habe „viel damit zu tun, an die Ränder zu gehen, sich um die Flüchtlinge zu kümmern, und denen, die politische Verantwortung tragen, auch zu sagen, behaltet das im Blick, werdet nicht zu eng mit euren Entscheidungen“.

Dabei verwies sie auch auf den aus Polen stammenden Papst Johannes Paul II. (1920-2005). Dieser habe mit seiner Ermutigung der polnischen oppositionellen Gewerkschaft Solidarnosc „zehn Jahre Einsatz für die Wiedervereinigung Europas geleistet“. „Niemand wäre von uns auf die Idee gekommen, dass das falsch ist oder dass er das nicht gedurft hätte“, sagte Schavan.

Mit Blick auf Klöckner sagte sie, diese habe vermutlich gemeint, „dass es natürlich Situationen gibt, in denen uns dieses oder jenes, was die Kirche sagt, nicht passt“. Aber das ändere nichts daran, dass die Kirche ein wichtiger Gesprächspartner auch für politische Parteien sei.