Frankfurt a.M. (epd). Der seit zwei Jahren andauernde Krieg im Sudan hat laut der Hilfsorganisation IRC eine für das Land beispiellose humanitäre Krise ausgelöst. „Millionen von Sudanesinnen und Sudanesen sind in einem Kreislauf aus Gewalt, Hunger und Vertreibung gefangen“, sagte die IRC-Repräsentantin für Ostafrika, Anne Marie Schryer, dem Evangelischen Pressedienst (epd) und betonte: „Sie sind es, die den höchsten Preis für diesen Krieg bezahlt haben.“
Mehr als 30 Millionen Menschen seien im Sudan auf humanitäre Hilfe angewiesen - „und damit so viele wie nie zuvor“, unterstrich Schryer. Für Teile des Landes sei bereits vergangenes Jahr eine Hungersnot ausgerufen worden. Auch gebe es immer wieder Berichte über gezielte Angriffe auf die Zivilbevölkerung „und ein unglaublich hohes Ausmaß an sexualisierter Gewalt“.
Im Sudan war vor zwei Jahren ein Machtkampf zwischen der regulären Armee und den paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) eskaliert. Die Kämpfe hatten am 15. April 2023 in der Hauptstadt Khartum begonnen und weiteten sich schnell auf weitere Teile des Landes aus. Mehrere diplomatische Anläufe für ein Ende des Krieges scheiterten. Zuletzt eroberte die sudanesische Armee die Hauptstadt Khartum zurück.
Schryer äußerte sich angesichts der Einschnitte bei der US-Auslandshilfe unter Präsident Donald Trump besorgt über die Zukunft der humanitären Einsätze im Sudan. Die USA seien historisch ein wichtiger Geber für den Sudan, sagte sie. Allein vergangenes Jahr hätten die Vereinigten Staaten rund 45 Prozent der Hilfe finanziert. „Ein Wegfall dieser Mittel wäre verheerend.“
Zwar hätten die USA die Unterstützung für den Sudan bisher nicht komplett eingestellt, sagte Schryer: „Aber einige Programme wurden reduziert.“ So hätten etwa rund 60 Prozent von mehr als 1.500 Suppenküchen schließen müssen oder stünden kurz davor. Zudem seien schätzungsweise 335 Gesundheitseinrichtungen von Kürzungen der US-Gelder betroffen. Die internationale Gemeinschaft gebe dem Krieg im Sudan zu wenig Aufmerksamkeit. „Wir sehen auf diplomatischer Ebene wenig Bemühungen, um eine Lösung für diese Krise zu finden“, unterstrich Schryer. Eine Priorität müsse sein, die Konfliktparteien dazu zu bewegen, Hilfsorganisationen freien Zugang zu gewähren.
Das IRC („International Rescue Committee“) wurde 1933 auf Initiative von Albert Einstein gegründet. Nach eigenen Angaben arbeitet die Hilfsorganisation in mehr als 40 Ländern. Im Sudan werden demnach seit 1981 Projekte umgesetzt.