Berlin, Dessau-Roßlau (epd). Dank relativ strikter Mülltrennung in vielen privaten Haushalten hat die deutsche Entsorgungswirtschaft 2023 mehr als 5,5 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle sammeln, sortieren und recyceln können. Insgesamt seien von den sogenannten dualen Systemen 2023 im Vergleich zum Vorjahr mehr Verpackungen recycelt worden, teilten das Umweltbundesamt (UBA) und die Zentrale Stelle Verpackungsregister am Dienstag gemeinsam mit. So gelinge es, wertvolle Rohstoffe zurückzugewinnen und Kohlendioxid einzusparen.
Beide Einrichtungen sprachen von einem „positiven Trend“. Bereits jetzt spare das Recycling von Verpackungen rund zwei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Bis 2030 könnten es laut einer Studie des Öko-Instituts sogar 2,55 Millionen Tonnen sein.
Zugleich gebe es trotz mehr Werbung für die Mülltrennung eine schlechtere Trenndisziplin bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern und hohe „Fehlwurfquoten“. Durch bessere Sortier- und Recyclinganlagen könnten aber deutlich mehr Kunststoff- und Aluminiumverpackungen recycelt werden.
Die dualen Systeme hätten 2023 bei Eisenmetallen, Aluminium sowie Papier, Pappe, Karton und Kunststoffen die gesetzlich vorgegebenen Quoten erreicht und zum Teil sogar übererfüllt, sagte Gunda Rachut, Vorstand der Zentralen Stelle Verpackungsregister. So sei bei den werkstofflich recycelten Kunststoffverpackungen der Recyclinganteil von 2018 bis 2023 von 42,1 auf 68,9 Prozent gestiegen.
Bei den Glasverpackungen dagegen sei die Quote um 6,9 Prozentpunkte verfehlt worden, weil immer noch zu viel Altglas im Restmüll lande. Dabei werde das gesammelte Glas zu fast 100 Prozent wieder in Behälterglas umgesetzt. Auch die Recyclingquote von Getränkekartonverpackungen sei verfehlt worden.
Sorgen bereiten nach den Worten von Rachut weiterhin die sonstigen und faserbasierten Verbundverpackungen. Dazu gehören beispielsweise To-Go-Becher, Pommes-Schalen oder die Papierschalen bei Tiefkühlbackfisch. Bei diesem schlecht zu recycelnden Verpackungstyp habe sich die Fehlerquote binnen Jahresfrist noch einmal um 7,9 Prozentpunkte erhöht, sagte Rachut. Die Produzentenverantwortung werde hier noch nicht ausreichend umgesetzt. Bei Holz, Steingut, Kork und Naturmaterialien liege die Recyclingquote bislang bei null.
Laut der Leiterin des Fachbereichs „Nachhaltige Produkte und Produktion, Kreislaufwirtschaft“ beim Umweltbundesamt, Bettina Rechenberg, landen zudem noch 20 bis 40 Prozent Restmüll in der gelben Tonne. Das erschwere das Recycling erheblich. Gleichzeitig entsorgten Verbraucher viele gut recycelbare Verpackungen im Restmüll. Damit gingen diese für das Recycling verloren.
„Mülltrennung braucht uns alle und ist auch nicht schwierig“, betonte Rechenberg. Nur wenn die Abfälle zu Hause in der richtigen Tonne entsorgt würden, könnten die enthaltenen Materialien gut zurückgewonnen werden. Es sei ein immer wiederkehrender Mythos, dass dann trotzdem alles zusammengeschmissen werde. „Nein, das ist nicht so. Trennung wirkt und hat Auswirkungen auf die Recyclingqualität“, sagte Rechenberg. Laut der neuen Europäischen Verpackungsordnung müssten ab 2030 alle Verpackungen recyclingfähig sein.