Neuer EU-Agrarkommissar kritisiert Rabattschlachten bei Lebensmitteln

Neuer EU-Agrarkommissar kritisiert Rabattschlachten bei Lebensmitteln

Berlin (epd). EU-Agrarkommissar Christophe Hansen kritisiert Rabattschlachten des Einzelhandels bei Lebensmitteln, mit denen Kunden angelockt werden sollten. „Der Preis für ein Lebensmittel sollte immer so sein, dass Erzeuger davon leben können“, sagte der luxemburgische Politiker von der Christlich-Sozialen Volkspartei den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online: Sonntag, Print: Montag).

Innerhalb der Wertschöpfungskette werde mit Lebensmitteln zwar „gutes Geld verdient“, aber nicht immer von Landwirten, erklärte er. Manchmal bekämen die Produzenten so wenig, dass die Einnahmen die Ausgaben für die Produktion nicht deckten. Das wolle er ändern.

Landwirte müssten sich stärker zusammenschließen, um gegenüber dem Großhandel in eine bessere Verhandlungsposition zu kommen, forderte der Kommissar. In Teilen der EU gebe es solche Allianzen nicht, daher müssten Bäuerinnen und Bauern dort Preise des Handels unterhalb der Erzeugungskosten hinnehmen. „Jedem Konsumenten muss einleuchten, dass das so nicht geht.“ Zudem sollten landwirtschaftliche Unternehmen ihre Produkte stärker direkt vermarkten, „denn dann wollen einfach weniger Leute ein Stück vom Kuchen abhaben“.

Mit Blick auf die Zukunft der Landwirtschaft in Europa sieht Hansen ein demografisches Problem: „Nur gut zwölf Prozent der Landwirte sind unter 40 Jahre, der durchschnittliche europäische Bauer ist gut 57 Jahre alt“, sagte der 42-Jährige, der seit Dezember EU-Kommissar für Landwirtschaft und Ernährung ist. „Setzt sich das fort, gibt es niemanden mehr, der die Betriebe führt.“

Um den Beruf attraktiver zu machen, fordert Hansen weniger Bürokratie und einen besseren Zugang zu Finanzierungen etwa für Betriebsübernahmen oder Investitionen in neue Technologien. „Heute fahren Landwirte dann doch noch oft den alten Trecker weiter, obwohl ein neuer leistungsstärker und besser für die Umwelt wäre“, sagte der EU-Politiker. „Das ist nicht gut fürs Klima und nicht für die Zukunft der Landwirtschaft.“