Konfirmand Jonas: "Bescheid wissen, zu wem man betet"

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Konfirmand Jonas: "Bescheid wissen, zu wem man betet"
Konfi-Camp, Konfirmandenunterricht, Konfi-Wochenende... die evangelische Kirche erwartet eine Menge Einsatz von den 12- bis 14-jährigen Jugendlichen. Doch interessieren die sich überhaupt für Gott, für den Glauben, für christliche Gemeinschaft? Jonas (14) ist am 29. April 2012 in der Evangelische Kirchengemeinde Bensberg (Nordrhein-Westfalen) konfirmiert worden. Für evangelisch.de hat er aufgeschrieben, was er persönlich im Konfirmandenunterricht gelernt hat - und das ist nicht gerade wenig!
22.05.2012
Jonas aus Bensberg

"Wenn ich darüber nachdenke, was ich in einem Jahr Konfirmandenunterricht gelernt habe, muss ich in meinem Gedächtnis erstmal alles ordnen. Denn das, was ich gelernt habe (über Gott, die evangelische Kirche, Jesus und die Bibel), ist ziemlich viel. An jedem Konfi-Wochenende wurde ein neues Thema durchgenommen. Darunter waren auch die Zehn Gebote, die wir anhand eines richtigen Arbeitsbuches durchgenommen haben. Natürlich haben wir auch gelernt, mit der Bibel, dem alten und dem neuen Testament, umzugehen, damit wir auch wissen, welche Geschichte sich wo in der Bibel befindet.

Aber das wichtigste Thema dieses Unterrichtes waren natürlich die Fragen über unseren allmächtigen Vater: "Wer ist Gott?", "Was bedeutet eigentlich Gott?" und "Was ist er für uns?" Im Laufe der Zeit wurde klar, dass die Bibel nicht nur irgendein Buch ist, sondern "Das Buch der Bücher". Und dass nicht Gott irgendein Gott ist, sondern unser Vater.

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Die Konfirmation kam immer näher und es wurden Themen wie "Das Abendmahl", "Beten" und "Einen Gottesdienst gestalten" durchgenommen. Auf unserer Konfi-Fahrt haben wir selber ein Abendmahl und einen Gottesdienst gestaltet und gemerkt, was das eigentlich für eine Arbeit ist. Auf der Fahrt ist uns allen auch noch einmal richtig klar geworden, was Gemeinschaft bedeutet, und dass wir alle Gottes Kinder sind.

Öfter in die Kirche gehen

In den Unterrichtsstunden hat mich am meisten interessiert, wie die anderen auf diese Art von Unterricht reagieren, und was sie danach für ein Verhältnis zu Gott haben. Wenn ich aber auf die Themen zurückschaue, ist für mich kein spezielles Thema dabei gewesen, das mich besonders stark ansprach - ich fand alle gleich spannend und interessant.

Pfarrer Wolfgang Graf mit Jonas bei der Konfirmation in Bensberg. Foto: Frank Trila

Der Glaube ist natürlich das wichtigste, was man bei einer Konfirmation haben muss. Es ist schwer, jemanden von Gott zu überzeugen. Das stelle ich auch manchmal selber fest, wenn dieses Thema aufgerufen wird (egal wo: in der Schule, bei Freunden, Verwandten...) An dieser Stelle muss ich natürlich auch erwähnen, dass ich schon vor der Konfirmation an eine höhere Macht im Himmel geglaubt habe. Doch wer diese Macht wirklich ist, und zwar Jahwe unser Gott, wurde mir erst im Konfirmationsunterricht richtig erklärt und diente als gute Auffrischung für meinen Glauben.

Leider ist dieser Glaube bei uns im Haus nicht wirklich zu sehen, das heißt: kein Beten beim Essen, auch nicht vor dem Schlafengehen. Obwohl ich es sehr schön und vernünftig fände, denke ich nicht, dass sich das ändern wird. Deshalb habe ich mir vorgenommen, den Kontakt mit Gott nicht zu kürzen und öfter sonntags in die Kirche zu gehen. In meinem Alter machen das nicht sehr viele - trotzdem habe ich es mir vorgenommen.

Ist wirklich alles in der Bibel wahr?

In der Schule wird natürlich auch oft im Religionsunterricht das Thema "die Bibel" durchgenommen und auch von Erzählungen oder Filmen weiß man sicherlich sehr viel über die Bibel. Doch wenn man etwas im Konfirmandenunterricht durchnimmt und sich mit diesem Thema acht Stunden am Tag beschäftigt, erfährt man natürlich noch einmal viel mehr. Super ist es auch, wenn man einen sehr gebildeten und netten Pfarrer hat, der gut über bestimmte Fragen diskutieren und sie beantworten kann. Natürlich behält man nicht alles, was man durchgenommen hat. Trotzdem muss ich sagen, dass ich nun mehr weiß als vorher.

Dass Gott für mich ein anderer geworden ist, kann ich nicht behaupten. Ich weiß nun mehr über ihn und kenne ihn besser als vorher, trotzdem ist er für mich der gleiche geblieben. Es ist allerdings gut, etwas über ihn zu wissen, da man jetzt noch besser Bescheid weiß, zu wem man betet, wer einen beschützt und wozu dieser Gott fähig ist.

Naja, ob man jetzt auf jede Glaubensfrage positiv antwortet, bleibt offen. Ich glaube zwar an Gott und natürlich an viele beeindruckende Geschichten in der Bibel. Doch ob ich wirklich "alles" verstehen muss, dass es dann noch mit dem heutigen, jetzigen Leben übereinstimmen soll und dass wirklich "alles" in der Bibel wahr ist, kann ich nicht wirklich glauben. Wenn mich jemand fragt, ob ich an Gott glaube, würde ich (und das mache ich auch) mit "Ja!" antworten. Wäre die Frage: "Glaubst du wirklich an alles, was in der Bibel steht?", würde ich lieber trotzdem noch mit einem vorsichtigen "Nein..." antworten. Doch wenn es um die Bibel geht, bin ich gebildet genug, um mit anderen über Gott und Jesus zu reden.

Geschichten über Gott erzählen lassen

Natürlich ist es immer gut, etwas Neues über ein bestimmtes Thema zu lernen und besonders, wenn es um die evangelische Religion geht. Es ist jedoch nicht so interessant für mich, das alles alleine zu lernen. Ich kann mir nicht vorstellen, abends im Bett zu liegen oder am Schreibtisch zu sitzen und alles Wissenswerte von der Bibel in mich hineinzuziehen und zu pauken wie ein fleißiger Schüler. Deswegen finde ich es gut und am besten, wenn man mit mehreren Leuten zusammen sitzt und sich von einer Person Geschichten über Gott erzählen lässt, die schon viel Erfahrung mit ihm im Leben gemacht hat und sehr viel über ihn weiß. Deshalb hätte ich gegen einen zweiten Konfirmandenunterricht eigentlich nichts einzuwenden.

Natürlich hat man noch nebenbei Stress in der Schule und ist froh, wenn man nicht so viel zu tun hat. Meiner Meinung nach hat mich der Konfirmandenunterricht von der Schule nicht abgelenkt. Trotzdem bin ich froh, dass ich jetzt konfirmiert bin und ein engeres Verhältnis zu Gott habe. Es war eine schöne und manchmal auch eine anstrengende Zeit, aber es hat sich alles gelohnt. Auch das gemeinsame Fest mit der Familie war einmalig. Aber ich werde immer bereit sein, etwas Neues über Gott zu lernen."