Frankfurt a.M. (epd). Weihnachtliche Appelle zu Mut, Hoffnung und Frieden: Papst Franziskus hat am ersten Feiertag dazu aufgerufen, sich nicht von Angst beherrschen zu lassen. In seiner Weihnachtsbotschaft appellierte er zugleich an die Kriegsparteien in der Ukraine und im Nahen Osten, sich um Frieden zu bemühen. In Deutschland nahmen leitende Geistliche der katholischen und der evangelischen Kirche in ihren Predigten vielfach Bezug auf die Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt, bei der am vergangenen Freitag fünf Menschen gestorben und mehr als 200 verletzt worden waren.
Vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom sagte Papst Franziskus am Mittwoch in seiner Weihnachtsbotschaft: „Brüder und Schwestern, habt keine Angst! Die Pforte ist geöffnet, sie steht weit offen.“ An Heiligabend hatte Franziskus in der vatikanischen Basilika vor der Christmette die Heilige Pforte geöffnet und damit das Heilige Jahr 2025 eröffnet. Die Türe des Herzens Gottes stehe immer offen, sagte der Papst am nächsten Morgen von der Loggia des Petersdoms aus, bevor er den traditionellen Segen „Urbi et Orbi“ (der Stadt Rom und dem Erdkreis) erteilte.
In seiner Weihnachtsansprache fokussierte der 88 Jahre alte Papst auf die Kriege und kriegerischen Konflikte auf der Welt. „Habt den Mut, die Tür für Verhandlungen sowie für Gesten des Dialogs und der Begegnung zu öffnen, um zu einem gerechten und dauerhaften Frieden zu gelangen“, rief Franziskus die Kriegsparteien in der Ukraine auf. Er erneuerte seine Forderung nach einer Waffenruhe im Nahen Osten, nach einer Freilassung der von der Hamas in den Gaza-Streifen verschleppten Geiseln und zur Versorgung der dortigen Bevölkerung.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte am ersten Weihnachtstag im Limburger Dom, nach den Anschlägen von Solingen und Magdeburg im zu Ende gehenden Jahr mehrten sich die Sorgen, „ob wir im öffentlichen Raum sicher leben können“. Doch das Grundgeheimnis des christlichen Glaubens sei die Aussicht auf Hoffnung und Frieden.
Die politischen und wirtschaftlichen Perspektiven für das kommende Jahr seien eingetrübt. „Vieles, was wir noch vor wenigen Jahren einigermaßen sicher glaubten, ist durch den unverhohlenen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die kriegerischen Konflikte im Nahen Osten - ausgelöst durch den grausamen Terror der Hamas an unschuldigen Israelis - aus dem Gleichgewicht geraten“, sagte der Limburger Bischof laut Manuskript. Doch es gebe Grund zur Hoffnung. Die Botschaft von der Geburt Jesu bringe Menschen zusammen und in Bewegung. Beispiele seien Besucher an einem Krankenbett, die sich Zeit nehmen und Zuversicht vermitteln, die Einsatzkräfte und Ersthelferinnen in Magdeburg, Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger. Sie seien einfach da, hörten zu und hielten aus, „sie gehen wahrhaftig in der Spur Jesu“.
Im ARD-Weihnachtsgottesdienst rief die Kölner Pfarrerin Miriam Haseleu zu Zuversicht auf. Es gebe genug Gründe, sich in der Welt zu fürchten, die manchmal aus den Fugen zu geraten scheine, „wie wir es gerade wieder erleben mussten“, sagte die evangelische Theologin in dem an Heiligabend ausgestrahlten Gottesdienst in der Lutherkirche Köln-Nippes. In ihrer Fürbitte gedachte sie der Toten des Anschlags von Magdeburg.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, warnte, aus der Tat vorschnell Schlüsse für die Flüchtlingspolitik zu ziehen. „Nach so einem entsetzlichen Anschlag mit mehreren Toten und vielen Verletzten mitten in der Weihnachtszeit sollte sich die Sorge zuerst auf die Opfer und ihre Familien richten“, sagte die Hamburger Bischöfin Fehrs dem Berliner „Tagesspiegel“ (Dienstag).
Am Freitagabend war ein 50 Jahre alter Arzt, der seit 2006 in Sachsen-Anhalt lebt und aus Saudi-Arabien stammt, ungebremst mit einem Auto durch eine Budengasse auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefahren. Der Mann war in den sozialen Netzwerken als aggressiver Islamkritiker und AfD-Sympathisant aufgefallen. Sein Motiv für die Tat ist bislang unklar.