UN-Sondergesandter äußert sich zuversichtlich zu Übergang in Syrien

UN-Sondergesandter äußert sich zuversichtlich zu Übergang in Syrien
"Save the Children": Weitere Million Vertriebene brauchen Hilfe
Der Umbruch in Syrien weckt die Hoffnung für den Wiederaufbau des Landes. Doch noch ist die Lage sehr unsicher und die Menschen in großer Not. Die UN fordern Taten von den bewaffneten Gruppen. Organisationen rufen zu internationaler Solidarität auf.

Genf (epd). Der UN-Sondergesandte für Syrien, Geir Pedersen, hat sich zuversichtlich zu dem Übergangsprozess in Syrien nach dem Sturz des Assad-Regimes geäußert. Bisher hätten die führende Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) und andere bewaffnete Gruppen eine positive Botschaft an das syrische Volk gerichtet, sagte Pedersen am Dienstag in Genf. Die Worte müssten nun in Taten umgesetzt werden. Zudem forderte Pedersen ein Ende der Angriffe der Streitkräfte Israels auf syrisches Territorium. Das müsse aufhören, betonte Pedersen.

Das Kinderhilfswerk „Save the Children“ verwies darauf, dass in den Wochen vor dem Sturz Baschar al-Assads eine weitere Million Menschen vor der Gewalt fliehen musste, fast die Hälfte von ihnen Kinder. Diese Menschen bräuchten Unterkünfte, Essen und Schutz, gerade im Winter, betonte die Direktorin der Syrienhilfe der Organisation, Rasha Muhrez. Im Nordosten seien jüngst zwei Kinder erfroren. Jetzt sei der Moment, Solidarität mit Syrierinnen und Syrern zu zeigen, „mit den Menschen, die dort geblieben sind, mit denen, die zurückkehren wollen, damit sie ihre Gesellschaft wieder aufbauen können“.

Rebellengruppen unter Führung von Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hatten am Wochenende das diktatorische Assad-Regime gestürzt und der Bevölkerung einen Neuanfang versprochen. So sollten die Rechte aller Minderheiten geschützt werden. Der entmachtete Präsident Assad flüchtete nach Russland, das ihn lange unterstützte. Der Krieg in Syrien begann 2011 mit einem Volksaufstand gegen Assad.

Pedersen strebt eine Neuauflage der UN-Gespräche über Syrien in Genf an, seine Mitarbeiter nannten jedoch keine Einzelheiten über mögliche Termine und Teilnehmer. Pedersen und frühere UN-Sondergesandte hatten mehrmals vergeblich versucht, durch die Gespräche zwischen Vertretern des Assad-Regimes und Oppositionsgruppen eine politische Lösung für Syrien zu finden.

Unterdessen teilte das UN-Büro zur Nothilfe (Ocha) mit, dass alle humanitären Organisationen ihre Arbeit in den Regionen Idlib und Nord-Aleppo wieder aufgenommen hätten. Drei Grenzübergänge zur Türkei, die von den Vereinten Nationen für die Lieferung humanitärer Hilfsgüter genutzt würden, seien geöffnet.

Nach Angaben von „Save the Children“ hat sich die Not für viele Menschen in den vergangenen Wochen verschärft. So habe das syrische Pfund an Wert verloren, derweil die Kosten teilweise horrend gestiegen seien, sagte Muhrez. Der Preis für ein Kilo Reis sei in kurzer Zeit von 100.000 auf 300.000 syrische Pfund gestiegen, was manchem Monatslohn entspreche. Neben der Nothilfe sei aber jetzt auch die Zeit für längerfristige Maßnahmen und Investitionen. In den vergangenen Jahren habe die internationale Aufmerksamkeit für das Land abgenommen.

Als Reaktion auf die Entscheidung mehrerer Staaten in Europa, die Asylverfahren für Syrerinnen und Syrer auszusetzen, appellierte Amnesty International an die Regierungen, den Menschen weiter Schutz zu bieten. „Die Lage in Syrien ist extrem instabil“, sagte Amnesty-Expertin Eve Geddie. „Fünf Jahrzehnte Brutalität und Repression können nicht über Nacht ungeschehen gemacht werden.“ Die aus Syrien Geflüchteten dürften nicht weiter in eine unsichere und prekäre Lage gebracht werden. Auch Deutschland hat die Verfahren vorerst ausgesetzt.