Wiesbaden (epd). „Ampel-Aus“ ist das Wort des Jahres 2024. Das sich seit Langem andeutende Ende der Ampelkoalition habe für einen Paukenschlag gesorgt, der sogar den zeitgleich bekannt gewordenen Ausgang der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl übertönt habe, begründete die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) die Wahl am Freitag in Wiesbaden. Schon 2023 sei „Ampelzoff“ unter den Wörtern des Jahres gewesen. Auf den zweiten Platz wählte die Jury „Klimaschönfärberei“, gefolgt von Platz drei mit „kriegstüchtig“.
Neben der politischen und gesellschaftlichen Bedeutung sei das „Ampel-Aus“ auch sprachlich interessant, teilte die Gesellschaft für deutsche Sprache mit. Da sei zum einen die Alliteration, beide Wortteile beginnen mit dem gleichen Buchstaben, zum anderen werde aus der Präposition „aus“ ein Hauptwort. Dieses Wortbildungsmuster sei bekannt durch das „Ehe-Aus“, das „Beziehungs-Aus“, das „Aus für die Mannschaft“ und auch das „Jamaika-Aus“, das 2017 das Wort des Jahres war. Damals hatte FDP-Chef Christian Lindner die schwarz-gelb-grünen Koalitionsverhandlungen platzen lassen.
Die „Klimaschönfärberei“ auf Platz zwei stehe für die Praxis, die Auswirkungen der Klimaerwärmung zu beschönigen oder zu verharmlosen. „Unternehmen oder Organisationen versuchen dabei in einer Art von Greenwashing, sich umweltfreundlicher darzustellen, als sie tatsächlich sind“, erläuterte die Gesellschaft für deutsche Sprache. 2024 hätten deutsche Betriebe ihre Klimaschutzmaßnahmen aus strategischen Gründen zunehmend nach China oder Indien ausgelagert.
Auf den dritten Platz wählte die Jury „kriegstüchtig“. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) fordert, dass Deutschland bis 2029 kriegstüchtig werden müsse. In der anschließenden öffentlichen Debatte sind den Angaben zufolge Panikmache und die Gefahr einer Militarisierung befürchtet worden. „Argumentiert wurde jedoch auch, dass eine realistische Einschätzung von Bedrohungen und entsprechende Vorbereitungen notwendig seien, um Frieden zu sichern“, heißt es weiter.
Mit der Aktion Wörter des Jahres kürt die Gesellschaft für deutsche Sprache seit 1977 Wörter und Wendungen, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben. Die Jury, bestehend aus dem Hauptvorstand der Gesellschaft sowie den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wählt nach eigenen Angaben unter mehreren Tausend Belegen aus Medien und Einsendungen zehn Wörter aus, die in der öffentlichen Diskussion ein Jahr sprachlich geprägt haben. Weitere Wörter des Jahres 2024 sind „Rechtsdrift“ (Platz vier), „generative Wende“ (Platz fünf), „SBGG“ für das Selbstbestimmungsgesetz (Platz sechs), „Life-Work-Balance“ (Platz sieben), „Messerverbot“ (Platz acht), „angstsparen“ (Platz neun) und „Deckelwahnsinn“ auf Platz zehn.
Bestimmend für die Auswahl der Wörter des Jahres ist nach Angaben der Gesellschaft für deutsche Sprache deren Popularität und Signifikanz, nicht die Häufigkeit der Nutzung. Die Liste solle „den sprachlichen Nerv des Jahres treffen“ und sei ein Beitrag zur Zeitgeschichte. Im vergangenen Jahr war „Krisenmodus“ das Wort des Jahres. Das Wort verdeutliche, dass der Ausnahmezustand einer Krise zu einem Dauerzustand geworden ist, lautete die Begründung.