Fulda (epd). Der Deutsche Evangelische Kirchentag verbessert als Reaktion auf eine Studie seinen Schutz vor sexualisierter Gewalt. Die Präventionsmanagerin des Kirchentages, Lea Dreyer, sagte am Freitag in Fulda, für das Protestantentreffen 2025 in Hannover würden für bestimmte Mitwirkende wie Quartiermeister oder Gruppenleiter erweitere polizeiliche Führungszeugnisse eingeholt. Zudem gebe es eine Telefonhotline rund um die Uhr, Schulungen für Ehrenamtliche und zwei Schutzzonen.
Hintergrund ist eine vom evangelischen Kirchentag beauftragte, aber unabhängig erstellte Studie des Historikers Uwe Kaminsky, die am 14. November erschienen ist. Kirchentags-Generalsekretärin Kristin Jahn sagte, die Untersuchung „Pädophilie im Fokus - Zur Rolle von Hartmut von Hentig, Gerold Becker und Helmut Kentler beim Deutschen Evangelischen Kirchentag“ komme zu dem Ergebnis, dass keine pädosexuellen Taten der drei Reformpädagogen im Verantwortungsbereich des Kirchentages nachweisbar seien. Es seien bei Auftritten dieser drei Personen auf dem Kirchentag auch keine Taten propagiert oder gerechtfertigt worden.
Alle drei Reformpädagogen sind im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt in die Kritik geraten, in den Fällen Kentlers und Beckers auch als Täter. Im „Kentler-Experiment“ vermittelten Jugendämter Kinder und Jugendliche wissentlich an pädophile Pflegeväter. Von Hentigs langjähriger enger Freund Becker war Leiter der Odenwaldschule und wurde von Schülern später als Haupttäter bezeichnet. Kentler und Becker sind bereits verstorben.
Der ehemalige Kirchentagspräsident Thomas de Maizière sagte, bis 2010 seien die Vorwürfe gegen von Hentig, Kentler und Becker dem Kirchentag nicht bekannt gewesen. Er betonte, dass die Tatsache, dass keine Taten der drei Personen auf dem Kirchentag nachweisbar sind, nicht bedeute, dass es hier keine Taten gegeben habe. Jahn sagte, die Frage bleibe, warum es auch nach Bekanntwerden der Taten 2010 keine Aufarbeitung oder Distanzierung seitens des Kirchentages gegeben habe.