Oranienburg (epd). Der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll, hat sich dafür ausgesprochen, den Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Weltkriegsendes am 8. Mai 1945 zu einem regulären Feiertag zu machen. „In Zeiten, in denen durch Geschichtsklitterung die Verbrechen der Nationalsozialisten verharmlost oder in Zweifel gezogen werden, ist die Würdigung der Befreiung von der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft dringend geboten“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Oranienburg: „Ich befürworte daher Überlegungen, den 8. Mai als Feiertag zu etablieren.“
In Brandenburg ist der 8. Mai seit 2016 ein offizieller Gedenktag, aber kein Feiertag. Der Landtag lädt anlässlich des Gedenktags jedes Jahr zu einer Gedenkveranstaltung ein, bei der in der Regel traditionell Botschafter der ehemaligen alliierten Staaten die Hauptrede halten. In diesem Jahr waren dort die USA repräsentiert. Das Nachbarbundesland Berlin hat den 8. Mai im kommenden Jahr anlässlich des 80. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs zum einmaligen Feiertag erklärt.
Drecoll forderte zugleich die Landespolitik zur nachhaltigen Unterstützung der Gedenkstätten auf. „In einem Umfeld, das durch Rechtsextremismus und demokratiefeindliche Tendenzen gekennzeichnet ist, stehen auch die Gedenkstätten vor besonderen Herausforderungen“, sagte er: „Das betrifft vor allem die Bildungsarbeit.“ In der Bildungsarbeit verlagerten sich die Formate und Angebote zunehmend auch in den digitalen Raum. Dies erfordere besonderes Engagement.
Eine weitere Herausforderung sei eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft. „Gute Pädagogik ist personalintensiv, und Formate, die auf aktuelle Herausforderungen reagieren, müssen entwickelt werden“, sagte der Stiftungsdirektor: „Dafür reicht der gegenwärtige Personalstand der Gedenkstätten nicht aus.“
Neben Personalmitteln bedürfe es auch „dringend einer Finanzierungsperspektive für die Umsetzung der vorliegenden Zielplanungen für Ravensbrück und Sachsenhausen“, sagte Drecoll: „Historische Gebäude müssen dringend saniert, die Infrastruktur verbessert und Ausstellungen modernisiert werden. Hier sind sowohl das Land als auch der Bund gefordert.“ Die Kostenschätzungen dafür lägen nach bisheriger Planung bei rund 145 Millionen Euro.
In Brandenburg verhandeln derzeit SPD und BSW über die Bildung einer neuen Landesregierung, gemeinsame Vorhaben und einen Koalitionsvertrag.