Baku (epd). Der Berliner Direktor des UN-Welternährungsprogramms (WFP), Martin Frick, fordert mehr Klimahilfen für die kleinbäuerliche Landwirtschaft. Die Anpassung an den Klimawandel in diesem Bereich sei „geradezu grotesk unterfinanziert“, sagte Frick dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande der UN-Klimakonferenz in Baku. Insbesondere bei Menschen in sogenannten fragilen Staaten, also in Ländern mit schwachen Regierungssystemen oder Konflikten, „kommt eigentlich gar nichts mehr an“.
Der WFP-Direktor warnte vor den Gefahren der Erderwärmung für viele Kleinbäuerinnen und -bauern. In Ostafrika zum Beispiel gebe es ausgedehnte Trockenperioden, „aber zugleich auch sintflutartige Regenfälle“. Häufig träfen solche Extremwetterausschläge Menschen besonders hart in ohnehin schon schwierigen klimatischen Zonen, etwa in der Sahelregion. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft ist in vielen Ländern des globalen Südens wichtig für die Ernährung der Bevölkerung. Laut einer Schätzung der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO von 2021 wird etwa ein Drittel der weltweiten Nahrungsmittel von Farmen mit nur wenig Hektar Land produziert.
Grundsätzlich ist es Frick zufolge möglich, kleinbäuerliche Landwirtschaftsbetriebe an Klimaextreme anzupassen. So gebe es traditionelle Techniken, um Regenwasser zu sammeln, zu kompostieren oder Böden aufzubauen. „Wie gut das funktioniert, zeigt sich in großangelegten Programmen in Afrika“, sagte er. Solche Anpassungsmaßnahmen müssten aber begleitet werden, zum Beispiel von Versicherungen gegen den Ernteausfall und sozialen Schutzmechanismen.
Bei der 29. UN-Klimakonferenz in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku wird um ein neues Ziel für die Unterstützung einkommensschwacher Länder bei der Bewältigung der Klimakrise gerungen. Bisher hatten die Industriestaaten zugesagt, bis 2025 jährlich mindestens 100 Milliarden US-Dollar für Anpassung und Klimaschutz in Entwicklungsländern zu mobilisieren.
In dem neuen Klimafinanzierungsziel sollten ausdrücklich Menschen in fragilen Kontexten erwähnt werden, sagte Frick, der die Verhandlungen in Baku für das WFP begleitet. Dabei könnten Vorhaben auch von UN-Organisationen und Hilfswerken geleistet werden. Eine bessere Anpassung von Kleinbäuerinnen und -bauern wirke sich auch positiv auf den Klimaschutz aus, betonte Frick. So hole eine funktionierende kleinbäuerliche Landwirtschaft Kohlendioxid wieder aus der Atmosphäre.
Der Weltklimagipfel endet offiziell am Freitag. Für Dienstag stand ein thematischer Schwerpunkt zu den Themen Landwirtschaft, Ernährung und Wasser auf dem Programm.