Frankfurt a.M. (epd). Die durch den Verbrauch von Kohle, Öl und Gas weltweit verursachten CO2-Emissionen steigen weiter. Im laufenden Jahr wird der durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen verursachte Kohlendioxidausstoß laut einer am Mittwoch veröffentlichten Prognose bei 37,4 Milliarden Tonnen liegen und damit 0,8 Prozent über dem Wert von 2023. Trotz internationalem Bekenntnis zur Abkehr von fossilen Brennstoffen wäre damit laut „Global Carbon Budget 2024“ ein neuer Höchststand erreicht.
Für den Anstieg ist der Analyse zufolge vor allem der zunehmende Verbrauch von Öl und Gas verantwortlich. Etwas weniger steigen demnach die durch Kohle verursachten klimaschädlichen Emissionen. Dennoch werden auch diese den Daten zufolge 2024 rund 0,2 Prozent über dem Vorjahreswert liegen. 2023 waren die Emissionen im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls gestiegen.
Der Bericht wurde von einem internationalen Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Fachjournal „Earth System Science Data“ während der Weltklimakonferenz in Baku veröffentlicht. Die Auswirkungen des Klimawandels seien immer dramatischer, aber es gebe noch kein Anzeichen, dass der Verbrauch fossiler Brennstoffe seinen Höhepunkt erreicht habe, sagte Studienleiter Pierre Friedlingstein von der britischen University of Exeter.
Wird auch der CO2-Verbrauch berücksichtigt, der durch die Landnutzung entsteht, liegen die weltweiten Emissionen in diesem Jahr noch höher, nämlich bei voraussichtlich 41,6 Milliarden Tonnen CO2. Berücksichtigt wird dabei etwa Kohlendioxid, das durch die Vernichtung von Wäldern freigesetzt wird.
Der Report wirft auch ein Licht auf die Erreichbarkeit des 1,5-Grad-Ziels des Pariser Klimaabkommens, das vorsieht, die globale Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu beschränken. Um dies mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit zu schaffen, dürfen dem „Global Carbon Budget“ zufolge ab 2025 noch 235 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen werden. Bleiben die Emissionen auf dem aktuellen Level, sei dies in etwa sechs Jahren erreicht.
Um eine Chance zu haben, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, müssten die Emissionen schnell und stark sinken, unterstrich Studienleiter Friedlingstein mit Blick auf die Klimaverhandlungen.
In Aserbaidschans Hauptstadt Baku berät die Weltgemeinschaft über die nächsten Schritte beim Klimaschutz. Bei der Konferenz, die am 22. November offiziell endet, geht es vor allem um die finanzielle Unterstützung einkommensschwacher Länder bei der Bewältigung der Klimakrise. Vergangenes Jahr hatten sich die Staaten beim Klimagipfel in Dubai auf eine Abkehr von Kohle, Öl und Gas geeinigt. Allerdings gibt es keine konkreten zeitlichen Vorgaben. Bei einem dauerhaften Überschreiten der 1,5-Grad-Schwelle drohen irreversible Schäden für das Klimasystem. Auch Extremwetterereignisse wie Dürren oder Starkregen würden zunehmen.
Bezogen auf einzelne Länder und Weltregionen zeigt der Bericht Unterschiede in der Entwicklungstendenz der fossilen Emissionen. Während sie in China (plus 0,2 Prozent) und Indien (plus 4,6 Prozent) in diesem Jahr voraussichtlich steigen, sinken sie in der Europäischen Union (minus 3,8 Prozent) und den USA (minus 0,6 Prozent). In Indien etwa übersteige die Stromnachfrage das ebenfalls solide Wachstum erneuerbarer Energien, hieß es.