Hamburg (epd). Schleppnetzfischerei führt laut einer Studie zur Freisetzung von Kohlenstoff aus dem Meeresboden. Im Wasser wird daraus Kohlendioxid (CO2), ein Teil davon gelangt in die Atmosphäre und verstärkt den Klimawandel, wie das Helmholtz-Zentrum Hereon am Dienstag in Geesthacht mitteilte. Forschende untersuchten den Angaben nach mehr als 2.300 Sedimentproben aus der Nordsee. Computersimulationen hätten gezeigt, dass der Kohlenstoffgehalt im Meeresboden durch intensive Schleppnetzfischerei über Jahrzehnte hinweg kontinuierlich sinke, hieß es. Besonders anfällig seien weiche, schlammige Böden. Diese müssten besonders geschützt werden.
Tiere, die am Meeresboden leben, verzehren laut Hereon Kohlenstoff nicht nur, sondern verlagern ihn durch Wühlen und Graben auch in tiefere Bodenschichten, wo er über Tausende Jahre gespeichert werden kann. Schleppnetze der Fischereien, die über den Meeresboden gezogen werden und mit denen in der Nordsee Plattfische und Garnelen gefangen würden, bewirkten das Gegenteil: Sie wirbelten die Sedimente auf und beschädigten Lebensräume, wodurch Pflanzen und Tiere absterben würden. Dadurch gelange der Kohlenstoff aus dem sauerstoffarmen Sediment ins Wasser, wo mehr Sauerstoff vorhanden sei. Die Umwandlung in CO2 erfolge durch Mikroorganismen wie Bakterien.
Den Berechnungen zufolge werden durch die Schleppnetzfischerei in der Nordsee jährlich rund eine Million Tonnen CO2 aus Sedimenten freigesetzt. Weltweit werde der Effekt auf etwa 30 Millionen Tonnen geschätzt. „Unsere Ergebnisse weisen auf die Notwendigkeit hin, schlammige Lebensräume in Küstenmeeren wie der Nordsee besonders zu schützen“, erklärte der Geophysiker und Erstautor Wenyan Zhang. Bislang würden Meeresschutzmaßnahmen vor allem in Gebieten mit harten, sandigen Böden und Riffen vorgenommen. Diese Gebiete seien zwar ökologisch vielfältig, speicherten aber weniger Kohlenstoff.
Die Forschungsergebnisse des Helmholtz-Zentrums Hereon sind in der Fachzeitschrift „Nature Geoscience“ nachzulesen.