Berlin (epd). Jeden Tag werden in Deutschland drei Fälle von Menschenhandel festgestellt. Das geht aus dem ersten umfassenden Bericht zum Menschenhandel hervor, den das Deutsche Institut für Menschenrechte am Donnerstag in Berlin vorgelegt hat. Künftig soll alle zwei Jahre überprüft werden, wie Deutschland bei der Bekämpfung dieser Verbrechen vorankommt und ob es besser als heute gelingt, Betroffene zu schützen und ihre Rechte zu gewährleisten.
Denn der Bericht zeigt auch, dass es trotz der erstmaligen Zusammenführung aller bekannten Informationen nicht möglich ist, das tatsächliche Ausmaß von Ausbeutung und Zwang festzustellen. So seien im Zeitraum von 2020 bis 2022 von den Ermittlungsbehörden 3.155 Betroffene identifiziert worden, zwei Drittel waren weiblich, ein Drittel männlich und gut ein Viertel noch minderjährig.
Im gleichen Zeitraum von 2020 bis 2022 hätten sich 3.704 Menschen an Beratungsstellen gewandt, etwa für Frauen in der Prostitution oder für Arbeitsausbeutung. Nur 13 Prozent von ihnen gehörten aber zu denen, die laut Bundeskriminalamt Opfer von Menschenhändlern waren. Die Schnittmenge zwischen den von den Ermittlern identifizierten Opfern und Menschen, die Hilfe suchen, ist dem Bericht zufolge also gering, das Dunkelfeld groß.
Der „Monitor Menschenhandel in Deutschland“ überprüft auch, inwieweit Deutschland die EU-Vorgaben zum Menschenhandel umsetzt, und kommt zu dem Ergebnis, dass das nur teilweise der Fall ist. So fehlen etwa Schutz-Unterkünfte, insbesondere für die Opfer von Arbeitsausbeutung. Branchen, in denen besonders häufig Menschenhandels-Fälle festgestellt werden, sind dem Bericht zufolge das Bau-, Transport- und Logistikgewerbe, die Gastronomie, die Pflege und die Landwirtschaft. Ob Opfer überhaupt gefunden oder erkannt werden, hängt auch davon ab, wo sie arbeiten müssen, und ob Behörden oder Beratungsstellen zu ihnen einen Zugang haben.