Medizinethikerin Buyx sieht "viel Potenzial" in Pflegerobotern

Medizinethikerin Buyx sieht "viel Potenzial" in Pflegerobotern

Nürnberg (epd). Pflegeroboter können nach Überzeugung der Münchner Medizinethikerin Alena Buyx ein Ausweg aus dem Fachkräftemangel im Pflegebereich sein. Für die Pflegebranche, die „rund 40 Prozent ihrer Zeit mit administrativen Aufgaben vergeudet“, sehe sie hier viel Potenzial, sagte Buyx am Mittwoch in ihrem Vortrag zur Eröffnung der Messe ConSozial in Nürnberg. „KI-Technologien werden in Zukunft alle Berufe verändern“, betonte die Professorin für Ethik der Medizin und Gesundheitstechnologien an der TU München und frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrates.

Zugleich forderte sie, dass Fehlentwicklungen frühzeitig Einhalt geboten werden müssten. So sei etwa ein von ihrem Institut geplanter Assistenzroboter, der Pflegebedürftige mit Getränken versorgt und füttert, im Praxistext mit Pflegefachkräften durchgefallen. Wunschgetränke zu holen sei zwar eine Entlastung, Essen zu verabreichen stehe dagegen für „menschliche Interaktion und pflegerische Zuwendung“, erläuterte sie. Ohne diesen Praxisinput wäre der Roboter jedoch gebaut worden.

Für Buyx ist eine Künstliche Intelligenz (KI) deshalb nicht immer positiv. „Die Technologie hat keine Seele“, sondern liefere Antworten nach einem trainierten, statistischen System. Daher müsse man genau und rechtzeitig schauen, wie viel Entlastung und Verantwortung man an den Kollegen Computer abgebe. „Diese Fragen kommen jetzt auf die Sozialbranche zu.“

Die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) würdigte zum Start der ConSozial die Rolle der Pflegebranche. Allein die sechs bayerischen Wohlfahrtsverbände, wie etwa Diakonie, Caritas oder Arbeiterwohlfahrt, beschäftigen im Freistaat 455.000 Festangestellte sowie 136.000 Ehrenamtliche. „Nicht einmal die Automobilindustrie hat so viele Beschäftigte“, sagte Scharf. Auch sie beklagte den Fachkräftemangel: In den kommenden Jahren werde fast ein Drittel der Beschäftigten in der Pflegebranche in den Ruhestand gehen.

Die zweitägige Fachmesse ConSozial ist mit mehr als 200 Ausstellern und voraussichtlich mehr als 5.000 Besuchern die größte Sozialmesse in Deutschland.