Zentralrats-Umfrage: Jüdische Gemeinden weiter unter hohem Druck

Zentralrats-Umfrage: Jüdische Gemeinden weiter unter hohem Druck

Berlin (epd). Die Jüdischen Gemeinden in Deutschland befinden sich in einem anhaltenden Ausnahmezustand. Ein Jahr nach dem Terror-Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel ist einer aktuellen Befragung der Gemeinden zufolge das Unsicherheitsgefühl von Jüdinnen und Juden weiter gestiegen. Der Zentralrat der Juden in Deutschland veröffentlichte die Ergebnisse am Montag in Berlin. Zentralrats-Präsident Josef Schuster warnte, auch wenn das Gemeindeleben weitergehe, dürfe der Ausnahmezustand niemals Normalität werden. Schuster bezeichnete die fehlende Empathie für Jüdinnen und Juden angesichts der Bedrohungslage als ein gewaltiges Problem für die gesamte Gesellschaft.

In einer Online-Befragung des Zentralrats gaben knapp zwei Drittel der Führungskräfte (63 Prozent) negative Auswirkungen des Krieges in Gaza und Israel auf ihre Gemeinden an. Dazu zählen sie die Angst vor Angriffen, weniger Besucher und den Anstieg des Antisemitismus. Gleichzeitig geht den Angaben zufolge die Solidarität der Gesellschaft zurück. Während Ende 2023, bei einer ersten Umfrage unter den Gemeindeleitungen, noch 62 Prozent erklärten, sie erführen Solidarität, waren es bei der aktuellen Befragung von Mitte August bis Mitte September 2024 nur noch 39 Prozent.

Die Zusammenarbeit mit den Kommunen und örtlichen Behörden wird hingegen weit überwiegend positiv bewertet. 93 Prozent der Gemeindeleitungen sind damit zufrieden. Fast jede zweite Gemeinde (42 Prozent) verzeichnete im Verlauf dieses Jahres antisemitische Vorfälle, die den Sicherheitsbehörden gemeldet wurden. 82 Prozent der Führungspersönlichkeiten der Jüdischen Gemeinden sagen, dass es unsicherer geworden ist, als Jude oder Jüdin in Deutschland zu leben. Das sind noch einmal vier Prozentpunkte mehr als Ende 2023.

An der Umfrage nahmen Vorsitzende oder Geschäftsführer von 98 Jüdischen Gemeinden teil. Im Zentralrat sind 105 Gemeinden organisiert. Das Bundesinnenministerium stuft die Bedrohungslage als hoch ein. Ein Sprecher sagte in Berlin, seit dem 7. Oktober 2023 habe sich die Zahl der antisemitischen Straftaten verdoppelt.