Berlin, Bochum (epd). Der Wirtschaftsweise Martin Werding hat vorgeschlagen, Rentensteigerungen künftig anders zu berechnen, um das gesetzliche Altersvorsorgesystem generationengerechter aufzustellen. „Denkbar wäre, die individuellen Renten beim Eintritt in den Ruhestand großzügiger zu bemessen als bisher, aber anschließend nur noch an die Inflation anzupassen, nicht an die Lohnentwicklung“, sagte der Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Bei der Rentenberechnung spielt die Entwicklung der Verbraucherpreise aktuell keine Rolle. Eine Erhöhung der Bezüge geht stattdessen mit der durchschnittlichen Lohnentwicklung einher.
Werding schlug als eine weitere Möglichkeit vor, zwischen Rentnerinnen und Rentnern umzuverteilen. „Alternativ könnte man zwischen höheren und niedrigeren Renten umschichten, also überdurchschnittliche Renten weniger stark anpassen als geringe und durchschnittliche“, erklärte der Ökonom. Das könne für mehr Gerechtigkeit innerhalb des Rentensystems sorgen und möglicherweise Ausgaben in Grenzen halten.
Bei der Rentenfinanzierung stehe Deutschland wegen der demografischen Alterung in den kommenden 10 bis 15 Jahren vor „enormen Herausforderungen“, betonte Werding. Um erste Resultate aus dem Altersvorsorgedepot zu sehen, das Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) einführen will, sei Zeit nötig. Erst nach 2040 würde man wohl „spürbare Effekte“ sehen. Perspektivisch halte er dadurch ein höheres Rentenniveau für möglich, sagte der Ökonom.