Berlin (epd). Der Bielefelder Soziologe Wilhelm Heitmeyer hat den etablierten Parteien fehlende Konzepte gegen die Emotionalisierung politischer Debatten durch die AfD vorgeworfen. Demokratische Parteien hätten sich zu wenig mit dem Neuen auseinandergesetzt, das die AfD geschaffen habe. Sie müssten Alternativen zur „Attraktivität des Autoritären“ bieten, sagte Heitmeyer der Berliner „tageszeitung“ (Freitag).
Die etablierten Parteien hätten im Umgang mit der AfD den Fehler begangen, sich mit „Abschreckungsformeln“ zu begnügen. Es sei versucht worden, sie über Begriffe wie Rechtspopulismus, Rechtsextremismus und Nazipartei zu stellen, kritisierte der Senior-Professor am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld.
Die etablierten Parteien hätten der effektiven Kommunikationsstrategie der AfD nichts entgegengesetzt. Diese betreibe die Emotionalisierung aller Probleme. Dagegen sei die Wirkung mit rationalen und den Problemen angemessenen Argumenten deutlich geringer.
Die Politik müsse Repräsentationslücken schließen und sich fragen, ob sie die Probleme der Bürger noch ausreichend wahrnehme. Überdies müssten gesellschaftliche und staatliche Institutionen gestärkt werden.
Der Soziologe fordert mit Blick auf den ländlichen Raum, etwa die Ansiedlung von Läden, Busunternehmen und Ärzten zu subventionieren. Der Staat müsse überlegen, wie er den Grundgesetzauftrag der gleichen Lebensverhältnisse ansatzweise erfüllt. Es dränge sich der Eindruck auf, dass ganze Landstriche politisch, ökonomisch und infrastrukturell abgeschrieben werden.