Forderung nach Entschädigung von DDR-Vertragsarbeitern aus Mosambik

Forderung nach Entschädigung von DDR-Vertragsarbeitern aus Mosambik
Seit mehr als 30 Jahren kämpfen Vertragsarbeiter aus Mosambik um Lohn, den ihnen die DDR vorenthalten hat. Sie fordern Entschädigung und appellieren an den Bundestag, weil sie bei der Bundesregierung bislang auf taube Ohren gestoßen sind.

Berlin (epd). Die SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke und das Deutsche Institut für Menschenrechte dringen auf eine Entschädigung von DDR-Vertragsarbeitern aus Mosambik, die bis heute nicht vollständig ihren Lohn erhalten haben. Gemeinsam mit weiteren Unterstützern und dem Betroffenen David Macou präsentierten die Institutionen am Montag in Berlin einen Appell an den Bundestag, möglichst noch in dieser Wahlperiode Zahlungen auf den Weg zu bringen. Viele der schätzungsweise rund 17.000 ehemaligen Vertragsarbeiter seien bereits gestorben, heißt es in dem Appell.

Das 1979 zwischen der DDR und Mosambik geschlossene Abkommen zur Entsendung von Arbeitern in den SED-Staat sah den Angaben zufolge vor, dass die DDR Lohnanteile der Beschäftigten einbehält, um sie mit Schulden Mosambiks zu verrechnen. Zwar sollte den Arbeitern das Geld nach ihrer Rückkehr zur Verfügung stehen, dies sei aber nur zu einem geringen Teil erfolgt. Bis heute kämpften damalige Vertragsarbeiter wie er um ihren Lohn, sagte Macou. Im Zuge der Wiedervereinigung wurde zudem keine Regelung zu den Rentenansprüchen der Arbeiter getroffen.

Der stellvertretende Direktor des Menschenrechtsinstituts, Michael Windfuhr, geht davon aus, dass heute noch rund 10.000 Betroffene in Mosambik leben. Die Unterstützer des Appells fordern eine gestaffelte Entschädigung je nach Dauer der Beschäftigung in der DDR und stellen dabei die Summe von insgesamt 50 Millionen Euro in den Raum. Die Betroffenen würden dann je nach Beschäftigungsdauer eine Summe von 4.000 bis 6.000 Euro erhalten. Windfuhr sagte, er hoffe auf eine Lösung bei den noch anstehenden abschließenden Haushaltsberatungen im Bundestag.

Denn bei der Bundesregierung sind die Betroffenen bislang abgeblitzt. Kurz nach der Wiedervereinigung hatte die damalige Bundesregierung in Kenntnis des Umgangs mit den Vertragsarbeitern 75 Millionen D-Mark als Entwicklungshilfe an Mosambik gezahlt. Ein Sprecher der Bundesregierung sagte am Montag in Berlin, die Bundesrepublik habe alle Verpflichtungen, die aus der DDR-Zeit an sie übergegangen seien, erfüllt. Forderungen müssten an die mosambikanische Regierung adressiert werden. Wie die Initiatoren des Appells an den Bundestag erklären, wurde damals aber nur wenigen tatsächlich betroffenen Vertragsarbeitern Unterstützung von dem Geld aus Deutschland gewährt.

„Die wollen von uns nichts wissen“, sagte David Macou über seine eigene Regierung. Der Religionspädagoge Hans-Joachim Döring, der sich mit dem Schicksal der Vertragsarbeiter intensiv beschäftigte, erläuterte, für die damaligen Arbeiter sei es nach der Rückkehr nach Mosambik ein Makel gewesen, in Europa gewesen zu sein. Bis heute hätten sie mit Stigmatisierung zu kämpfen, weshalb die Anerkennung des geschehenen Unrechts auch symbolisch von großer Bedeutung sei.

Deutschland müsse sich zu dieser historischen Verantwortung gegenüber den Menschen aus Mosambik bekennen, sagte die beim Bundestag angesiedelte SED-Opferbeauftragte Zupke. Unterstützt wird der Appell an den Bundestag unter anderem auch von der früheren brandenburgischen Ausländerbeauftragten Almuth Berger, dem letzten DDR-Außenminister Markus Meckel und der ehemaligen Landesbeauftragten Sachsen-Anhalts zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Birgit Neumann-Becker.