Frankfurt a.M. (epd). Der Rohbau für die Jüdische Akademie in Deutschland steht. Am Mittwoch wurde in Frankfurt am Main der Richtkranz auf den mehrgeschossigen Neubau gehoben. „Ein weiterer jüdischer Leuchtturm ist im Entstehen“, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. „Das Haus steht für die Offenheit des Judentums für andere Menschen.“ Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und seinen Folgen stelle sich umso drängender die Frage, was man gegen Antisemitismus tun könne. „Bildung, Bildung, Bildung“, sagte Schuster.
„In einer Zeit, in der jüdisches Leben wieder Angst in Deutschland hat, ist es wichtig, ein Ausrufezeichen des jüdischen Lebens in Deutschland zu setzen“, betonte der hessische Antisemitismusbeauftragte, Staatssekretär Uwe Becker (CDU). Der Bau der Jüdischen Akademie sei ein Ausrufezeichen, das Deutschland guttun werde.
Frankfurt am Main sei der richtige Ort dafür, sagte Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). Frankfurt sei seit Jahrhunderten von jüdischem Leben geprägt, das die Stadt besser gemacht habe. Die jüdische Gemeinde sei wertvoll, weil sie sich nicht nur für sich, sondern auch für andere Menschen engagiere. „Die Jüdische Akademie ist ein Sprung nach vorn, der die Stadt noch besser machen wird“, sagte Josef.
Der mehrgeschossige Neubau soll durch ein verglastes Foyer mit einer früheren denkmalgeschützten Professorenvilla verbunden werden. Der Entwurf des Frankfurter Architekten Zvonko Turkali sieht im neoklassizistischen Altbau unter anderem ein Café sowie Besprechungs- und Verwaltungsräume vor. Insgesamt umfasst der Neubau fünf Ebenen. Im Untergeschoss ist ein Speisesaal geplant, im Erdgeschoss ein Akademiesaal. Der große Veranstaltungssaal für 200 Personen im ersten Obergeschoss soll in Teilen auch das zweite Geschoss einnehmen, dort kommen Gruppenräume hinzu. Auf dem Dach befindet sich eine Terrasse.
Die Gesamtkosten des Projekts lagen laut Zentralrat ursprünglich bei 34,5 Millionen Euro. Die Stadt hatte 5,5 Millionen Euro zugesagt, die Bundesregierung wollte sich nach einem Beschluss des Deutschen Bundestags mit 16 Millionen Euro beteiligen und die hessische Landesregierung mit sieben Millionen Euro. Nach dem Spatenstich im September 2021 sollte das Haus ursprünglich in diesem Jahr eröffnet werden. Die aufwendige Sanierung des Altbaus und die Verzögerung bei der Lieferung von Baustoffen nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben die Bauzeit nach Angaben des Architekten Turkali verlängert.
Die Jüdische Akademie geht auf einen Anstoß des früheren Zentralratspräsidenten aus Frankfurt, Dieter Graumann, zurück. Die Bildungseinrichtung steht in der Tradition des in den 1920er Jahren gegründeten Freien Jüdischen Lehrhauses, das in Frankfurt von dem Historiker und Religionsphilosophen Franz Rosenzweig (1886-1929) geleitet wurde.