Berlin (epd). Die Deutschen achten beim Einkaufen von Lebensmitteln zunehmend auf die verschiedenen Kennzeichnungslabel. Wie aus dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Ernährungsreport der Bundesregierung hervorgeht, beachten 65 Prozent der Befragten das sogenannte Tierwohllabel - 2015 waren das 36 Prozent. Zudem halten es 92 Prozent für wichtig, dass die Politik sich für bessere Tierhaltungsbedingungen einsetzt.
Auf das EU-Biosiegel achtet laut dem Bericht mehr als die Hälfte (59 Prozent) der Deutschen. Der Nutri-Score, die sogenannte Lebensmittelampel, gewinnt ebenfalls an Bedeutung: 88 Prozent der Verbraucher haben ihn bereits auf Verpackungen wahrgenommen - 2021 waren es noch 44 Prozent. 37 Prozent geben an, dass der Nutri-Score ihre Kaufentscheidung beeinflusst.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sagte bei der Vorstellung des Reports, dass der Geschmack nach wie vor das wichtigste Kriterium für die Deutschen beim Lebensmitteleinkauf sei. Zudem legen 91 Prozent Wert auf gesunde Lebensmittel, wobei Frauen (97 Prozent) stärker darauf achten als Männer (85 Prozent).
Obst und Gemüse stehen bei 71 Prozent der Befragten mindestens einmal täglich auf dem Speiseplan. Milchprodukte konsumieren 62 Prozent täglich, vier Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Fleisch und Wurst werden von 23 Prozent der Befragten täglich gegessen - hier gab es kaum Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr. Seit 2015 ist der tägliche Fleischkonsum jedoch um 11 Prozent gesunken. Männer essen dabei deutlich häufiger Fleisch als Frauen.
Der Anteil der Vegetarier (8 Prozent) und Veganer (2 Prozent) stagniert im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem Jüngere greifen vermehrt zu vegetarischen und veganen Alternativen: 18 Prozent der 14- bis 29-Jährigen konsumieren sie täglich, bei den 45- bis 59-Jährigen sind es 8 Prozent, bei den über 60-Jährigen 5 Prozent. Insgesamt kaufen 39 Prozent der Befragten „öfters“ pflanzliche Alternativprodukte, zehn Prozent mehr als 2020. Neugier ist der häufigste Grund dafür, gefolgt von Tierschutz und Geschmack.
Özdemir kritisierte bei der Vorstellung des Reports den Kulturkampf um das Thema Ernährung. „Zum Teil wird die Diskussion mit einer hohen Aggressivität geführt. Der ein oder andere Politiker mischt sich auch ein. Ich glaube, dass uns das nicht weiterhilft“, sagte der Bundeslandwirtschaftsminister. Für den Ernährungsreport werden im Auftrag des Bundesernährungsministeriums seit neun Jahren Menschen zu ihren Essensgewohnheiten und -vorlieben befragt. Für den aktuellen Report wurden den Angaben zufolge im Mai rund 1.000 Bürgerinnen und Bürger ab 14 Jahren vom Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt.