Zu wenig Ostdeutsche in Führungsetagen des Landes

Zu wenig Ostdeutsche in Führungsetagen des Landes
Ostdeutsche sind in den Führungsetagen des Landes weiter unterrepräsentiert. Auch in den Bundesbehörden wächst ihr Anteil nur langsam. Der Ostbeauftragte warnt vor ungleicher gesellschaftlicher Teilhabe.

Berlin (epd). Mehr als drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung gibt es in den Bundesbehörden weiterhin zu wenig ostdeutsche Führungskräfte. Das ergab eine Umfrage im Rahmen des Eliten-Monitors der Universität Leipzig, der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Hochschule Zittau/Görlitz, deren Ergebnisse am Montag in Berlin vorgestellt wurden. Ausgewertet wurden die Daten und die Herkunft von 10.647 Führungskräften und 333 Richterinnen und Richtern.

Demnach stieg zum Stichtag 30. Juni 2024 der Anteil Ostdeutscher in allen Führungsebenen von 24 Bundesbehörden von 13,9 Prozent im Jahr 2022 auf 15 Prozent. Das sei zwar eine leichte Steigerung. Dennoch bleibe die Unterrepräsentation ostdeutscher Führungskräfte in nahezu allen Bundesbehörden weithin sichtbar, kritisierte der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD).

Einen positiven Trend gab es nur auf der Ebene der Abteilungsleiterinnen und -leiter. Hier gab es inklusive Berlin eine Steigerung von 13 auf 14,2 Prozent. In den Behördenleitungen und stellvertretenden Leitungen sank dagegen die Quote ostdeutscher Führungskräfte im gleichen Zeitraum von 4,1 auf 3,3 Prozent beziehungsweise von 7,8 auf 7,4 Prozent.

Ein wesentlicher Grund dafür könnte sein, dass der Hauptsitz der Bundesbehörden größtenteils in Westdeutschland liegt, sagte Schneider: „Dort, wo die Behörden sitzen, rekrutiert sich auch ein großer Teil des Personals.“

Eine positive Entwicklung über den gesamten Auswertungszeitraum ist dagegen laut Untersuchung bei Richterinnen und Richtern zu beobachten. Hier stieg der Anteil Ostdeutscher in den vergangenen Jahren inklusive Berlin von 7,6 auf 10,3 Prozent. Bei den Vorsitzenden Richterinnen und Richtern sank dieser wiederum von 4,4 auf 1,9 Prozent.

Schneider betonte, ein ungleicher Anteil von Ostdeutschen in Entscheidungspositionen deute auf eine ungleiche politische und gesellschaftliche Teilhabe hin. „Das wirkt sich auch aus auf das Vertrauen in unsere Institutionen und damit auf die Stabilität unserer Demokratie“, warnte er.

Laut dem 2023 vorgestellten Eliten-Monitor der drei Hochschulen im Auftrag des Ostbeauftragten liegt der Anteil ostdeutscher Führungskräfte in allen Bereichen insgesamt bei 12,3 Prozent bei einem Bevölkerungsanteil von knapp 20 Prozent.

In einem weiteren am Montag präsentierten „Elitensurvey 2023“ wurden 685 Führungskräfte aus West und Ost unter anderem zu Aufstiegsfaktoren und Hindernissen befragt. Als Ursache der Unterrepräsentation Ostdeutscher nennen demnach 42,8 Prozent der ostdeutschen Führungskräfte die Herkunft. Unter den westdeutschen Eliten glaubt das ein Viertel.

Knapp 88 Prozent der Ost- und 86 Prozent der West-Führungskräfte nennen zudem den Elitentransfer nach der Wiedervereinigung. 81 Prozent der Ostdeutschen sehen ferner im Nachrücken Westdeutscher in Führungspositionen ein Problem (West: 65,8 Prozent).

Zugleich wurde die ostdeutsche Herkunft von 39,3 Prozent der ostdeutschen Eliten eher als Vorteil oder als sehr starker Vorteil für die eigene Karriere gesehen. 42,9 Prozent gaben an, dass die eigene ostdeutsche Herkunft keinen Einfluss auf ihre Karriere hatte.