Mexiko-Stadt (epd). Die mexikanische Wahrheitskommission hat am Freitag ihren Schlussbericht über die als „schmutzigen Krieg“ bezeichnete staatliche Repression gegen Kritiker veröffentlicht. Das Gremium dokumentierte darin im Auftrag des Innenministeriums die systematischen Menschenrechtsverletzungen von 1965 bis 1990. Demnach wurden in dem Zeitraum 8.594 Menschen Opfer schwerer Verbrechen durch staatliche Institutionen.
Der 5.000 Seiten umfassende Bericht listet unter anderem 1.630 außergerichtliche Hinrichtungen sowie die Fälle von 517 gewaltsam Verschwundenen auf. 46 Massaker sind dokumentiert, ebenso wie die „Todesflüge“ im südlichen Bundesstaat Guerrero, auf denen Menschen, die vom Staat als subversiv eingestuft wurden, gefesselt ins Meer geworfen wurden. Weitere 123.034 Mexikanerinnen und Mexikaner seien von der Armee im Kontext der Aufstandsbekämpfung gegen Guerillaorganisationen vertrieben worden.
Gemäß den Zeugenaussagen hat sich die staatliche Repression jedoch nicht nur gegen politisch Andersdenkende gerichtet, sondern gegen alle, die dem Staat unbequem waren, darunter indigene Gemeinschaften und LGBT-Personen. Letztere seien willkürlich verhaftet und oft zu Tode gefoltert worden. Die Behörden seien zweifellos „systematisch gegen verschiedene Dissidentengruppen“ vorgegangen, betonte der Jesuit David Fernández Dávalos, einer der drei Vorsitzenden der Wahrheitskommission, bei der Vorstellung des Berichts.
Die Kommission stieß im Verlauf ihrer fünfjährigen Recherche zunehmend auf den Widerstand aus dem mexikanischen Militär. Die bei der Präsentation des Schlussberichts anwesenden Opfer forderten mit Sprechchören Gerechtigkeit ein. Die Verbrechen des „schmutzigen Krieges“ sind bisher nicht juristisch aufgearbeitet worden.