Santiago de Chile, Buenos Aires (epd). Die argentinische Staatsanwaltschaft ermittelt wegen schwerer Gewalt und Drohung gegen den ehemaligen Präsidenten Alberto Fernández. Das teilte der ermittelnde Staatsanwalt am Mittwoch (Ortszeit) mit, nachdem Fernández' Ex-Partnerin Fabiola Yañez eine Aussage bei der Ermittlungsbehörde gemacht hatte. Laut Yañez übte der ehemalige Präsident vor und während seiner Amtszeit physische und psychische Gewalt gegen sie aus. Yañez legte zum Beweis Fotos von Verletzungen vor und gab an, Fernández habe sie zu einer Abtreibung gezwungen, noch bevor diese in Argentinien legal war.
Laut Yañez war während der Amtszeit ihres ehemaligen Partners die damalige Frauenministerin Ayelén Mazzina über ihre Situation informiert. Nachdem Yañez Anfang August erstmals öffentlich Fernández der Gewalt bezichtigt hatte, waren Mazzina und die Partei des Ex-Präsidenten auf Distanz zu Fernández gegangen. Sowohl die Partei Partido Justicialista als auch Mazzina bestreiten, von der Gewalt gewusst zu haben. Fernández selbst bestritt ebenfalls die Vorwürfe und legte sein Amt als Parteivorsitzender nieder.
Die Anschuldigungen treffen die Partido Justicialista schwer. Die Regierungszeit des Präsidenten von 2019 bis 2023 war geprägt von Fortschritten im Bereich der Frauenrechte. Fernández führte 2019 ein eigenes Frauenministerium ein, legte Programme gegen Gewalt an Frauen auf, und Argentinien gewährte als zweites lateinamerikanische Land Ende 2020 das Recht auf Abtreibung. Bei der Verkündigung des Gesetzestextes im Januar 2021 erklärte Fernández „das Ende des Patriarchats“ in Argentinien.