Göttingen (epd). Verbände der Roma und Sinti in Deutschland haben an den Genozid an diesen Volksgruppen durch die Nationalsozialisten erinnert. Gleichzeitig appellierten sie an die Politik, ihre Verantwortung für den Schutz und die Sicherheit der Roma und Sinti wahrzunehmen. Bis heute flüchteten Roma vor allem aus Ländern Ost- und Südosteuropas, die als „sichere Herkunftsstaaten“ deklariert seien, vor rassistischer Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung, heißt es in einer vom Bundes-Roma-Verband am Freitag in Göttingen verbreiteten Erklärung.
Der Verband äußerte sich anlässlich des Europäischen Holocaust-Gedenktags für Sinti und Roma (2. August). An diesem Tag wird jährlich der Opfer des Völkermordes unter Sinti und Roma in der NS-Zeit gedacht. Die Zahl der Opfer wird auf 220.000 bis 500.000 geschätzt. In Deutschland leben heute dem Verband zufolge neben etwa 100.000 deutschen Sinti und Roma etwa 1,2 Millionen migrantische, also aus dem Ausland zugewanderte oder geflüchtete Roma.
Seit dem Ende der 1980er-Jahre seien Roma nach Deutschland geflüchtet. „Sie blieben über Jahre oder gar Jahrzehnte geduldet, also ohne sicheren Aufenthaltsstatus.“ Das bedeute Beschäftigungsverbote, Residenzpflicht und Gutscheinsystem sowie nur wenige Möglichkeiten auf Fortbildung oder Integrationskurse bis heute. Manche hätten nach wie vor keinen sicheren Aufenthaltsstatus. Auch ihre in Deutschland geborenen Kinder und Enkel lebten zum Teil „im geerbten Nicht-Status der Duldung“.
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine 2022 flüchteten viele Roma auch von dort nach Deutschland, hieß es weiter. Als ukrainische Staatsangehörige sei ihr Aufenthaltsstatus zwar derzeit noch gesichert. Viele von ihnen erlebten aber vor, während und nach der Flucht ein hohes Maß an Diskriminierung.