Düsseldorf (epd). Zehn Jahre nach dem Völkermord an den Jesiden im Irak sind Angehörige der religiösen Minderheit nach den Worten des Religionsfreiheitsbeauftragten der Bundesregierung, Frank Schwabe (SPD), noch immer Extremisten ausgeliefert. „Von vielen weiß man, dass sie in Gefangenenlagern in Syrien sind, wo auch ehemalige IS-Kämpfer festgehalten werden. Sie sind also noch bei eben jenen Extremisten, die jesidische Frauen vergewaltigt und zwangsverheiratet haben“, sagte Schwabe (SPD) der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Donnerstag).
Am 3. August 2014 hatten Kämpfer der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) die Sindschar-Region im Nordirak überfallen. Tausende Angehörige der dort beheimateten jesidischen Gemeinschaft wurden verschleppt oder getötet. Immer noch werden nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty schätzungsweise 2.600 Menschen vermisst. Der Bundestag erkannte die Gewalttaten des IS an den Jesiden im Januar 2023 als Völkermord an.
„Das akute Morden hat zwar aufgehört“, sagte Schwabe der „Rheinischen Post“. Aber die Lage in der Sindschar-Region, in der die Jesiden beheimatet sind, sei auch weiterhin nicht sicher. Es gebe jesidische Dörfer im Nordirak, wo sie in ihre Gotteshäuser gehen und ihre Religion ausüben können. „Aber es gibt gerade im Sindschar-Gebirge noch viele Orte, die sehr unsicher sind. Dort leben weiterhin IS-Angehörige, die zwar nicht mehr aktiv sind, aber vor zehn Jahren am Völkermord an Jesidinnen und Jesiden beteiligt waren“, sagte der Religionsfreiheitsbeauftragte der deutschen Regierung
Am Samstag gedenkt der Zentralrat der Êzîden in Deutschland in der Frankfurter Paulskirche des Genozids. Das Jesidentum ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln bis 2.000 Jahre vor Christus zurückreichen. Die Gemeinschaft selbst schreibt sich „Êzîden“. Fanatische Muslime sehen die Gemeinschaft als Sekte und die Mitglieder als „Teufelsanbeter“ an.