Berlin (epd). Unmittelbar vor dem 80. Jahrestag ist das gescheiterte Hitler-Attentat von 1944 als herausragendes Ereignis des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus gewürdigt worden. Der Leiter der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Johannes Tuchel, erinnerte am Freitag in einem Hörfunkinterview daran, dass es mit dem 20. Juli 1944 und dem Sprengstoffattentat von Georg Elser 1939 im Münchner Bürgerbräukeller überhaupt nur zwei Attentate auf Hitler mit Explosionsgeschehen gegeben habe. Für Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) steht der 20. Juli symbolisch für all die Menschen, „die im Großen wie im Kleinen Widerstand gegen das verbrecherische NS-System geleistet haben und sich für Recht und Gerechtigkeit, Menschlichkeit und Frieden eingesetzt haben“.
Zum 80. Jahrestag des gescheiterten Hitler-Attentates soll am Samstag im Berliner Bendlerblock an die Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944) erinnert werden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will dabei eine Ansprache halten. Anschließend folgen ein Totengedenken und Kranzniederlegungen an der Stelle, an der Stauffenberg und drei Mitverschwörer in der Nacht zum 21. Juli 1944 erschossen wurden. An der Gedenkveranstaltung wollen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig (beide SPD) teilnehmen.
Am 20. Juli 1944 hatte eine Widerstandsgruppe um Stauffenberg versucht, Hitler im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ in Ostpreußen zu töten. Das Attentat misslang. Vier Anführer des Widerstands wurden noch am selben Tag in Berlin hingerichtet.
Für den Leiter der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Tuchel, sticht der 20. Juli 1944 aus der Geschichte des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus heraus. Er betonte im RBB-Inforadio zugleich, dass es viele andere Formen des Widerstands gegeben. Tuchel wandte sich wie schon zuvor die Stiftung 20. Juli 1944 gegen eine inflationäre Verwendung des Begriffs Widerstand. Tuchel sprach von einer „Begriffsokkupation“, die aktuell stattfinde.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) wollte am Freitag im Roten Rathaus Angehörige der Stiftung 20. Juli 1944 empfangen. Am Samstag hält er eine Ansprache im Bendlerblock. Er sagte vorab, mehr als 200 aufrechte Männer und Frauen hätten vor 80 Jahren ein Zeichen des Widerstandes gegen das Unrecht gesetzt. Bei allen Unterschieden in ihrer Weltanschauung hätten sie Mut und die Überzeugung verbunden, dass die mörderische Herrschaft des Naziregimes, Unrecht und Gewalt beendet werden müssten. Wegner sagte über die Männer und Frauen des 20. Juli: „Sie sind uns Vorbild - für immer.“
Kulturstaatsministerin Roth schlug auch einen Bogen vom Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu heute: Errungenschaften wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit seien kostbar und keinesfalls selbstverständlich. Die Erinnerung an 1944 verpflichte dazu, „den Kräften entschieden entgegenzutreten, die unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung aushöhlen wollen und in Frage stellen“.