München (epd). Psychisch beeinträchtigte Jugendliche, die außerhalb ihrer Herkunftsfamilie leben, fühlen sich nicht zwangsläufig krank. Das geht aus der Studie „Care Leaver Statistics“ (CLS) des Deutschen Jugendinstituts (DJI) in München hervor, deren Ergebnisse am Donnerstag vorgestellt wurden. Weit über ein Drittel (37 Prozent) der insgesamt mehr als 1.000 im vergangenen Jahr befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 19 Jahren gab an, psychisch erkrankt zu sein. Dennoch beschrieb die Hälfte von ihnen den eigenen Gesundheitszustand als „ausgezeichnet“ oder „gut“.
Subjektiv gut ging es demnach vor allem psychisch kranken jungen Menschen, die bei Problemen immer vertraute Ansprechpersonen haben. Außerdem spiele es eine Rolle, wie einsam sich die Befragten fühlten. Jugendliche, die sich häufig einsam fühlten, schätzten die eigene Gesundheit erheblich schlechter ein als diejenigen, deren Bedürfnis nach Kontakt und Zugehörigkeit erfüllt sei, heißt es in der Studie.
„Gerade mit Blick auf das Thema Einsamkeit ist es wichtig, jungen Menschen das Gefühl zu vermitteln, dass sie nicht allein sind mit ihren Erfahrungen“, schlussfolgerten die DJI-Jugendforscher Lisa Hasenbein und Mike Seckinger. Neben der professionellen Behandlung erkrankter Kinder und Jugendlicher forderten sie Hilfe- und Unterstützungsmaßnahmen, die die Lebensumstände der jungen Menschen einbeziehen sowie deren soziale und psychologische Ressourcen stärken. Wertschätzende und diskriminierungsfreie Räume, beispielsweise in Jugendgruppen, könnten als Quellen der Anerkennung, Akzeptanz und Freude dienen.
An der CLS-Studie waren neben Forscherinnen und Forschern des DJI die Universität Hildesheim, die Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung (GISS) und die Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGFH) beteiligt. Wiederholt sollen bundesweit mehr als 1.000 16- bis 19-Jährige befragt werden, die in Pflegefamilien, Heimen und anderen betreuten Wohnformen untergebracht sind. Die Befragung im Jahr 2023 war die erste Erhebung.