Berlin (epd). Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) will mit einer Bildungsinitiative dafür sorgen, dass Millionen Kinder in den Sahel-Ländern zur Schule gehen können. Die Sahelregion habe sich zu einem „Epizentrum des Terrorismus entwickelt“, sagte Schulze bei der Generalversammlung der Sahel-Allianz am Dienstag in Berlin. Terroristengruppen bedrohten dort auch Schulen und Lehrkräfte. „Sie tun das, weil sie Bildung fürchten“, betonte sie.
Derzeit könnten der Ministerin zufolge 40 Prozent der Grundschulkinder der Region die Schule nicht besuchen und mehr als 11.000 Schulen seien geschlossen, weil sie von Terrorgruppen bedroht würden. Gemeinsam mit der Weltbank hat Deutschland die Bildungsinitiative angestoßen, mit der Kinder in Burkina Faso, Mauretanien, Niger und Tschad unterstützt werden sollen. Deutschland will das Vorhaben mit 60 Millionen Euro unterstützen.
In den nächsten sieben Jahren sollen mindestens zwei Millionen Jungen und Mädchen, die derzeit nicht in die Schule gehen können, trotzdem lernen dürfen. Der Unterricht soll in bestehenden Schulen oder Gemeinschaftszentren erfolgen und mit Online-Angeboten oder per Radio ergänzt werden.
An der Generalversammlung in Berlin nahmen rund 150 Teilnehmende aus etwa 30 Staaten teil. Thema der Versammlung war auch die weitere Ausrichtung der Unterstützung für den Sahel angesichts der großen politischen Umbrüche in Niger, Mali und Burkina Faso. In allen drei Ländern haben in den vergangenen Jahren Militärregierungen die Macht übernommen. Diese wenden sich zunehmend vom Westen, insbesondere der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich, ab. Beobachtern zufolge nimmt zugleich der Einfluss Russlands zu. Regierungsvertreter aus Mali, Burkina Faso und Niger nahmen nicht an der Generalversammlung teil.
Der mauretanische Wirtschaftsminister Abdessalam Ould Mohamed Saleh betonte, dass es wichtig sei, den Dialog mit allen Ländern des Sahels fortsetzen, auch wenn es ein „Auf und Ab“ gebe. Die Beziehungen zwischen Europa und der Sahel-Region werden immer stark bleiben, betonte Saleh. Auch Schulze sagte: „Das Gesprächsangebot von unserer Seite bleibt.“ Bilaterale Gespräche seien weiterhin möglich. Trotzdem werde Deutschland im Umgang mit den nicht demokratisch legitimierten Regierungen kein „business as usual“ betreiben, sagte sie. Man werde viel stärker auf die lokalen Behörden und Nichtregierungsorganisationen setzen.
Schulze, die auf der Versammlung erneut als Präsidentin der Sahel-Allianz bestätigt wurde, bezeichnete Bildung und Jobs als „Gegenmittel“ gegen den Terrorismus. „Die meisten jungen Männer schließen sich Terrorgruppen nicht aus Überzeugung an, sondern weil sie ein Einkommen brauchen“, sagte die SPD-Politikerin. Um die Ausbreitung der Terrorgefahr einzudämmen, will die Allianz ihr Engagement auch in den Grenzregionen verstärken, um die Bevölkerung besser gegen die Rekrutierungsversuche von Terrorgruppen zu wappnen.
Die Allianz zu Unterstützung der Sahel-Staaten Mali, Burkina Faso, Niger, Mauretanien und Tschad war 2017 von Deutschland, Frankreich und der EU gegründet worden. Inzwischen gehören ihr 27 Mitglieder und Beobachter an, darunter die USA, die Afrikanische Entwicklungsbank und die Weltbank.