Mainz 05 muss Fußball-Profi El Ghazi weiter beschäftigen

Mainz 05 muss Fußball-Profi El Ghazi weiter beschäftigen
Der Streit des 1. FSV Mainz 05 mit seinem Spieler Anwar El Ghazi um dessen Pro-Palästina-Haltung wird teuer für den Bundesliga-Club. Das Arbeitsgericht erklärte El Ghazis fristlose Kündigung für unwirksam und sprach ihm fast 1,5 Millionen Euro zu.

Mainz (epd). Pro-palästinenische Social-Media-Beiträge des Fußball-Profis Anwar El Ghazi waren kein hinreichender Grund für eine sofortige Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch den Bundesligaverein 1. FSV Mainz 05. Das Arbeitsgericht Mainz erklärte die im November 2023 gegen den Niederländer ausgesprochene fristlose Kündigung für unwirksam. Seine Äußerungen seien noch von der Meinungsfreiheit gedeckt. Trotz gebotener Rücksichtnahme auf die Interessen des Vereins sei auch El Ghazis öffentlicher Widerspruch gegen eine Vereins-Pressemeldung hinzunehmen. Das Gericht sprach dem Sportler ausstehende Gehälter und Sonderzahlungen im Umfang von knapp 1,5 Millionen Euro zu.

Der Anwalt des Fußballers, Alexander Bergweiler, sprach von einem „glücklichen Tag“. Ob sein Mandant tatsächlich wieder in die Mannschaft zurückkehre, hänge nun von den Entscheidungen des Fußballvereins ab. El Ghazi sei dazu bereit und würde sich freuen, die Fußballschuhe zu packen und wieder spielen zu können. Der Arbeitsrechtler Johan-Michel Menke, der vor Gericht die Interessen des Vereins vertrat, sagte, er habe eine andere Entscheidung erwartet. Die Äußerungen El Ghazis seien als „menschenverachtend“ empfunden worden. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Spieler wieder in die Mannschaft aufgenommen wird, beurteilte er skeptisch.

Nach dem Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 hatte El Ghazi auf der Plattform Instagram unter anderem die Parole „From the River to the Sea, Palestine will be free“ („Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein“) gepostet. Diese Parole wird auch von radikalen Organisationen verwendet, die das Existenzrecht Israels bestreiten. In der Folge hatte Mainz 05 den Spieler zunächst freigestellt, den Konflikt nach einer vermeintlichen Reueerklärung jedoch für beigelegt erklärt.

El Ghazi reagierte mit einem weiteren Social-Media-Post, in dem er den Tod jeglicher Zivilisten, Antisemitismus, Besatzung, „Apartheid“ und „Völkermord“ gleichermaßen verurteilte. Weil er in der Erklärung zugleich zurückwies, er habe sich von seinen bisherigen Ansichten distanziert, sprach der Bundesligaverein eine fristlose Kündigung aus.

Auf die Kündigungsschutzklage hatte Mainz 05 mit einer sogenannten Widerklage reagiert. In der fordert der Verein von El Ghazi die Zahlung von mehr als 500.000 Euro. Die Summe setzt sich aus einer Vertragsstrafe und aus der Rückforderung einer „Vorausvergütung“ zusammen. Die Widerklage wurde vom Arbeitsgericht komplett zurückgewiesen. Gegen die Entscheidung ist eine Berufung vor dem rheinland-pfälzischen Landesarbeitsgericht möglich.

Bei der Bekanntgabe des Urteils führte die Kammer aus, dass einzig El Ghazis letzter infrage stehender Post für das Urteil von Relevanz sei. Nach dem ersten Instagram-Post mit der „Vom Fluss zum Meer“-Parole habe der Verein die gesetzliche 14-Tage-Frist für eine fristlose Kündigung verstreichen lassen.