Frankfurt a.M., Khartum (epd). Im Sudan hat „Ärzte ohne Grenzen“ die Arbeit im Türkischen Krankenhaus in der Hauptstadt Khartum beendet. Die Hilfsorganisation begründete den Schritt am Mittwoch mit Bedrohungen und Angriffen gegen Mitarbeitende. Dies habe die Entscheidung „unumgänglich gemacht“. In dem seit mehr als einem Jahr andauernden Krieg in dem afrikanischen Land werden immer wieder Gesundheitseinrichtungen angegriffen.
Seit Beginn des Krieges war das Türkische Krankenhaus laut „Ärzte ohne Grenzen“ ein zentraler Bestandteil des Gesundheitssystems. In der Einrichtung seien Patientinnen und Patienten weit über Khartum hinaus versorgt worden. Das Krankenhaus bleibe dank der Anwesenheit von Beschäftigten des Gesundheitsministeriums zunächst offen. Jedoch seien künftig keine Operationen mehr möglich und die Zukunft der Einrichtung stehe infrage.
Im Sudan war am 15. April 2023 ein Machtkampf zwischen den Generälen der regulären Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz eskaliert. Millionen von Menschen sind vor den Kämpfen auf der Flucht.
Das Türkische Krankenhaus befindet sich laut der „'Ärzte ohne Grenzen“-Leiterin für die Nothilfe im Sudan, Claire Nicolet, im von der RSF-Miliz kontrolliertem Gebiet. In den vergangenen zwölf Monaten habe es mehrere gewaltsame Vorfälle in- und außerhalb des Krankenhauses gegeben, sagte sie. Zuletzt seien Mitte Juni nachts Dutzende verletzte Kämpfer in die Einrichtung gebracht und die Mitarbeitenden durch Gewehrschüsse in ihre Schlafzimmer geweckt worden. Die Situation sei unhaltbar geworden.
In der Notaufnahme des Türkischen Krankenhauses wurden laut der Hilfsorganisation zwischen Januar und Juni mehr als 10.600 Patientinnen und Patienten versorgt.