Gedenken an Rassismusopfer El-Sherbini

Gedenken an Rassismusopfer El-Sherbini
In Dresden ist an die vor 15 Jahren ermordete Muslimin Marwa El-Sherbini erinnert worden. Die Tat bewegt Menschen bis heute. Bundesfamilienministerin Paus rief dazu auf, Vorverurteilungen von Musliminnen und Muslimen entgegenzutreten

Dresden, Berlin (epd). Mit einer Gedenkveranstaltung im Dresdner Landgericht ist am Montag an die vor 15 Jahren ermordete Muslimin Marwa El-Sherbini erinnert worden. Sachsens Justizministerin Katja Meier (Grüne) betonte vor rund 80 Gästen, die schreckliche Tat sei zugleich „Mahnung und Auftrag für die Zukunft“. Der rassistisch motivierte Mord an El-Sherbini markiere „einen der furchtbarsten Tage in der Geschichte der sächsischen Justiz“.

Die schwangere El-Sherbini hatte am 1. Juli 2009 am Landgericht Dresden als Zeugin ausgesagt. Unmittelbar danach wurde sie vor den Augen ihrer Familie von dem Angeklagten aus islamfeindlichen Motiven niedergestochen. Ihr Mörder hatte sie zuvor auf einem Dresdner Spielplatz beleidigt. Er wurde im November 2009 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Der 1. Juli wird jährlich als Tag gegen antimuslimischen Rassismus begangen.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) appellierte an die Gesellschaft, Vorverurteilungen von Musliminnen und Muslimen entgegenzutreten. „Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel haben neben vielfachen antisemitischen auch antimuslimische Vorfälle in Deutschland deutlich zugenommen“, erklärte sie in Berlin. Beim Engagement gegen Rassismus dürfe nicht nachgelassen werden.

Der Vorsitzende des Hauses der sozialen Vielfalt in Leipzig, Azim Semizoglu, erinnerte an die Brutalität der Tat gegen El-Sherbini. Angesichts dessen laufe vielen auch nach 15 Jahren ein kalter Schauer über den Rücken. Es beunruhige ihn zudem, wenn bei Vorfällen von antimuslimischem Rassismus immer noch von Einzeltätern gesprochen werde. Juristisch sei dies wohl korrekt. Doch aus gesellschaftlicher Sicht greife diese Sichtweise zu kurz.

Laut Semizoglu sind negative Stereotype allgegenwärtig. Damit werde Fremdenfeindlichkeit manifestiert. Eine demokratische Gesetzgebung garantiere gleiche Rechte für alle. Wichtig sei vor allem, Schubladen im Denken zu öffnen. Die Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit (CLAIM) und das Zentrum für Europäische und Orientalische Kultur (ZEOK) haben für das Jahr 2023 im Schnitt etwa fünf antimuslimische Vorfälle pro Tag in Deutschland dokumentiert.