Sozialversicherungsbeiträge könnten 2035 rund 50 Prozent betragen

Sozialversicherungsbeiträge könnten 2035 rund 50 Prozent betragen
Die Sozialversicherungskassen sind leer, für die kommenden Jahre drohen laut einer Berechnung erhebliche Beitragssteigerungen. Die Krankenkasse DAK-Gesundheit nennt Strategien zur Kostendämpfung.

Berlin (epd). Auf viele Menschen in Deutschland könnten einer Prognose zufolge in den kommenden zehn Jahren erhebliche Steigerungen der Sozialbeiträge zukommen. Im Jahr 2035 müssten demzufolge die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten durchschnittlich 48,6 Prozent ihres Einkommens für Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung abgeben, teilte die Krankenkasse DAK-Gesundheit am Dienstag in Berlin mit. Im Jahr 2023 betrug die durchschnittliche Sozialabgabenquote 40,8 Prozent.

Das Berliner IGES-Institut hatte im Auftrag der DAK die mögliche Entwicklung analysiert. Es hatte dafür drei Szenarien zugrunde gelegt und dabei verschiedene Möglichkeiten einbezogen, wie sich Bevölkerung und Einkommen entwickeln könnten. Laut dem Institut stellt die Prognose dar, was geschieht, wenn nicht gegengesteuert wird - abgesehen von bereits beschlossenen Reformvorhaben.

Im ungünstigen Szenario stieg der prognostizierte kombinierte Beitragssatz bis 2035 auf 51,2 Prozent. Bei günstiger Entwicklung müssten sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in jenem Jahr im Schnitt immer noch 45,8 Prozent in die Sozialversicherungskassen einzahlen.

Den größten Anteil der Beiträge würde demnach wie bisher die Rentenversicherung einnehmen. Ihren Anstieg prognostizierte das IGES-Institut im mittleren Szenario bis auf 22,3 Prozent (aktuell 18,6 Prozent), im ungünstigsten Szenario auf 22,7 Prozent, im günstigsten auf 21,8 Prozent. Die stärkste Steigerung dürfte die Krankenversicherung zu verzeichnen haben, nämlich auf 19,3 Prozent (aktuell 16,4 Prozent) bei mittlerer Entwicklung, schlechtestenfalls auf 20,6 Prozent, bestenfalls auf 17,7 Prozent.

Die Pflegeversicherung würde der Prognose zufolge auf 4,1 Prozent steigen (aktuell 3,5 Prozent), im ungünstigsten Falle auf 4,7 Prozent. Bestenfalls könnte sie bei 3,5 Prozent bleiben. Die Arbeitslosenversicherung sieht das IGES-Institut im Jahr 2035 bei 3,0 Prozent (aktuell 2,6 Prozent), schlechtestenfalls bei 3,2 Prozent, bestenfalls bei 2,8 Prozent.

Um den Kostenanstieg zu dämpfen, empfahl die DAK eine stärkere Steuerfinanzierung der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Dies könnte den Angaben zufolge den Beitragsanstieg der Krankenversicherung bis 2035 um 0,6 Prozentpunkte und den der Pflegeversicherung um 0,3 Punkte geringer ausfallen lassen. Im Basisszenario würde der durchschnittliche Beitragssatz zur Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung dann nur auf 47,7 Prozent steigen.

Der DAK-Vorstandsvorsitzende Andreas Storm sagte, dafür müssten Rentenbeiträge für pflegende Angehörige vom Bund übernommen werden, ebenso die Ausbildungsumlage im Pflegebereich: „Dann bräuchten wir über Finanzierungsprobleme in der Pflegeversicherung in den nächsten Jahren nicht mehr zu reden.“ Kurzfristig könne der Beitrag zur Pflegeversicherung dann sogar etwas sinken. Durch eine einnahmenorientierte Ausgabenpolitik in der Krankenversicherung könne der Beitragssatz insgesamt im Basisszenario sogar auf 45,9 Prozent begrenzt werden. Eine Ausgabendeckelung könne Storm zufolge durch die Prüfung von Krankenhausrechnungen sowie durch Preisbremsen für Medikamente erreicht werden.