Notfalldirektor: Nicht zulassen, dass im Sudan Kinder verhungern

Notfalldirektor: Nicht zulassen, dass im Sudan Kinder verhungern
25.06.2024
epd
epd-Gespräch: Lena Köpsell

Berlin (epd). Der Notfalldirektor der Hilfsorganisation IRC für Ostafrika, Shashwat Saraf, mahnt mehr Aufmerksamkeit für die Krise im Sudan an. „Wir können nicht zulassen, dass Menschen sich nur noch von Blättern und Wurzeln ernähren und dabei zusehen, wie ihre Kinder verhungern“, sagte Saraf dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die internationale Gemeinschaft müsse jetzt handeln, um zu verhindern, dass Millionen Menschen an Mangelernährung sterben.

Im Sudan war im April vergangenen Jahres ein Machtkampf zwischen Generälen der regulären Armee (SAF) und der paramilitärischen Miliz „Rapid Support Forces“ (RSF) eskaliert. Saraf ist verwundert darüber, dass die Krise in der Öffentlichkeit kaum eine Rolle spielt. „Im Sudan herrscht die weltweit größte Vertreibungskrise“, sagte er. „Man stelle sich vor, zehn Millionen Menschen in Europa wären plötzlich gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Das sollten wir niemals und nirgendwo akzeptieren.“

Die Situation im Sudan ist Saraf zufolge in vielen Regionen „katastrophal“. Viele Sudanesinnen und Sudanesen hätten aufgrund der andauernden Kämpfe kaum Zugang zu Nahrung. „Die humanitäre Hilfe muss dringend aufgestockt werden, und die Landwirte müssen ihre Felder gefahrlos bewirtschaften können“, forderte Saraf. Fast vier Millionen Kinder unter fünf Jahren seien stark unterernährt.

Das IRC (International Rescue Committee), das1933 auf Anregung von Albert Einstein gegründet wurde, ist mit 170 Menschen vor Ort und leistet vorwiegend Nothilfe für die zahlreichen Binnenvertriebenen in verschiedenen Teilen des Landes. Die Hilfsorganisation konzentriert sich vor allem auf die medizinische Versorgung und die Behandlung unterernährter Kinder. „Doch wir verteilen auch Bargeld und Lebensmittel und stellen die Wasser- und Abwasserversorgung in sanitären Einrichtungen sicher“, sagte Saraf. Das verhindere auch Krankheiten in den Flüchtlingscamps. In manchen Regionen habe es bereits Ausbrüche von Cholera gegeben.

Auch die humanitären Helferinnen und Helfer mussten laut Saraf schon mehrfach vor den Kämpfen fliehen. Beide Kriegsparteien behinderten die Arbeit der Hilfsorganisationen im Sudan. Es sei sehr kompliziert, überhaupt eine Reisegenehmigung zu bekommen oder lebenswichtige Produkte wie Medizin oder Nahrung zu importieren.

Der IRC-Notfalldirektor forderte auch eine ausreichende Finanzierung der humanitären Hilfe im Sudan: „Wir haben auf der Sudan-Konferenz in Paris im April viele Zusagen gesehen. Aber viele von den versprochenen Geldern sind bisher nicht gezahlt worden.“ Der Humanitarian Response Plan für den Sudan sei nur zu 16 Prozent finanziert.