Gütersloh (epd). Alleinerziehende sind häufiger von Armut bedroht als Paarfamilien. Fast 700.000 Haushalte mit nur einem Elternteil gelten als einkommensarm, wie die Bertelsmann Stiftung am Dienstag in Gütersloh bei der Präsentation eines „Factsheets Alleinerziehende“ erklärte. Das seien mehr als 40 Prozent. Bei den Paarfamilien seien bei einem Kind 8 Prozent armutsgefährdet, bei drei und mehr Kindern seien es rund 30 Prozent.
Die Armutsfalle für Alleinerziehende sei nicht auf Erwerbslosigkeit zurückzuführen, erklärte die Stiftung. Mehr als 70 Prozent der alleinerziehenden Mütter und 87 Prozent der alleinerziehenden Väter gingen einer Arbeit nach.
Für alleinerziehende Mütter sei das Armutsrisiko besonders hoch, hieß es. Zudem schulterten sie den Großteil der Kinderbetreuung. Wesentlicher Grund für eine finanziell schwierige Situation vieler Alleinerziehender seien ausfallende Unterhaltszahlungen. Trotz einzelner sinnvoller Maßnahmen wie Reformen des Unterhaltsvorschusses und des Kinderzuschlags sei es noch immer nicht gelungen, die belastende Situation für viele Alleinerziehende entscheidend zu verbessern, sagte Antje Funcke, Expertin für Familienpolitik bei der Bertelsmann Stiftung.
Rund 1,7 Millionen Menschen seien im Jahr 2023 alleinerziehend gewesen, erklärte die Stiftung. Einen Anstieg habe es unter anderem durch Geflüchtete aus der Ukraine gegeben. In Ostdeutschland sei der Anteil der Alleinerziehenden mit 25 Prozent höher als in westdeutschen Ländern mit einem Anteil von 19 Prozent.
Als einkommensarm gelten laut der Stiftung jene, die in einem Haushalt leben, der Sozialleistungen erhält. Haushalte, die über weniger als 60 Prozent des gemittelten Einkommens verfügten, würden als armutsgefährdet eingestuft. Für den „Factsheet Alleinerziehende“ wurden nach Angaben der Stiftung unter anderem Daten vom Statistischen Bundesamt und der Bundesagentur für Arbeit aus dem Jahr 2023 verwendet.