Strafgerichtshof ruft Opfer von Gewalt im Sudan zu Berichten auf

Strafgerichtshof ruft Opfer von Gewalt im Sudan zu Berichten auf

Frankfurt a.M., Den Haag (epd). Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Karim Khan, hat die Opfer der Gewalt in der sudanesischen Region Darfur zu Zeugenberichten aufgerufen. Alle Opfergruppen, zivilgesellschaftliche Organisationen, nationale Behörden und internationale Partner könnten mit seinem Büro in Kontakt treten, um Beweise für die anhaltenden Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung in Darfur bereitzustellen, sagte Khan am Dienstag.

Der Strafgerichtshof mit Sitz in Den Haag untersucht seit vergangenem Jahr mögliche Verbrechen in Darfur im Zusammenhang mit dem seit mehr als einem Jahr andauernden Krieg im Sudan. Grundlage ist ein Mandat von 2005.

Aktuell verschärfe sich die Krise weiter und das Leid nehme zu, erklärte Khan in einem auf der Internetplattform X, ehemals Twitter, verbreiteten Video. Es sei eine große menschliche Tragödie, dass Menschen systematisch wegen ihrer Hautfarbe verfolgt würden. Sein Team sucht Videos, Fotos, Audiodateien und Kontakte zu Zeugen, die die Verbrechen belegen können.

Sein Büro habe glaubwürdige Beweise für Angriffe auf Zivilisten, Vertriebenenlager und Krankenhäuser, sagt Khan. Vergewaltigungen und sexuelle Gewalt seien an der Tagesordnung. Besonders besorgt ist Khan aufgrund der ethnisch motivierten Gewalt, etwa gegen die Masalit-Volksgruppe.

Die Darfur-Region im Westen des Sudan wird seit Jahrzehnten von rassistisch motivierter Gewalt geprägt. Um Proteste der nicht arabischen Bevölkerung und ein Aufbegehren von Rebellengruppen Anfang der 2000er Jahre niederzuschlagen, verbündete sich der damalige sudanesische Staatschef Omar al-Baschir mit den arabischen Dschandschawid-Milizen, aus denen später die Rapid Support Forces (RSF) hervorgingen. Von 2003 bis 2005 wurden rund 200.000 Menschen getötet oder sie starben an Hunger und Krankheiten. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag ermittelt wegen Völkermords.

Mitte April vergangenen Jahres war im Sudan ein Streit um die Macht zwischen der Armee und den RSF eskaliert. Seitdem herrscht in dem nordostafrikanischen Land Krieg.