Washington (epd). Menschenrechtler haben an die US-Justiz appelliert, den seit beinahe fünf Jahrzehnten inhaftierten indigenen Aktivisten Leonard Peltier auf Bewährung freizulassen. Der Fall des inzwischen 79-Jährigen, der wegen Doppelmordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, soll am Montag von der US-Bewährungskommission verhandelt werden. Ein Antragsteller erfährt nach Angaben des Ausschusses normalerweise nach 21 Tagen von der Entscheidung über einen Straferlass.
Die US-Justiz macht Peltier, einen Angehörigen der Anishinabe-Lakota, für den Tod von zwei FBI-Agenten bei einer Schießerei im Pine-Ridge-Reservat im US-Bundesstaat South Dakota im Juni 1975 verantwortlich. Peltier beteuert seine Unschuld. Seine Verurteilung sei auf Grundlage von Falschaussagen und konstruierten Beweisen erfolgt. Peltier wurde im Februar 1976 in Kanada verhaftet.
Über die Jahre haben sich zahlreiche Politiker und Künstler weltweit für Peltiers Freilassung ausgesprochen. Präsident Barack Obama (2009-17) gab ohne öffentliche Begründung Peltiers Gnadengesuch nicht statt. Im Oktober vergangenen Jahres baten Kongressmitglieder Präsident Joe Biden um Gnade für Peltier.
Der USA-Exekutivdirektor von Amnesty International, Paul O'Brien, hat die Bewährungskommission aufgefordert, Peltier aus humanitären Gründen den Rest seiner Haftstrafe zu ersparen. Wegen anhaltender Zweifel an der Gerechtigkeit der Strafe, Peltiers hohen Alters und chronischer Gesundheitsprobleme sei Bewährung angebracht „im Interesse von Gerechtigkeit und Milde“. Peltiers bislang letzter Antrag auf Bewährung war 2009 vom US-Bewährungsausschuss abgelehnt worden.