Stuttgart (epd). Die Bereitschaft zur Organspende in Deutschland nimmt nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) weiter nicht zu. Trotz aller Bemühungen, auch des Gesetzgebers, sei das Land Schlusslicht in Europa, sagte DSO-Vorstand Axel Rahmel am Freitag in Stuttgart. Während es in Deutschland nur elf Spender pro eine Million Einwohner gebe, seien es in Spanien über 40 und in den meisten Nachbarländern zwischen 20 und 30.
In den ersten vier Monaten dieses Jahres habe es 292 Spender in Deutschland gegeben, 19 weniger als im Vorjahreszeitraum, sagte Rahmel weiter. Er forderte die gesetzliche Einführung einer Widerspruchslösung, wonach jeder Mensch als Organspender in Betracht kommt, solange er nicht ausdrücklich widersprochen hat. In Deutschland gilt die Zustimmungslösung. Danach können nur dann Organe und Gewebe entnommen werden, wenn die verstorbene Person zu Lebzeiten einer Organspende zugestimmt hat.
Bundesweit stehen laut Rahmel rund 8.300 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Tatsächlich sei der Bedarf erheblich höher. Die Zahlen der Warteliste seien nur „die Spitze des Eisbergs“, sagte Rahmel.
Am 1. Juni wird der Tag der Organspende begangen. Die bundesweite Hauptveranstaltung findet in diesem Jahr in Freiburg statt. Zum Rahmenprogramm gehört ein ökumenischer Gottesdienst in der Universitätskirche, in dem Spendern und Angehörigen gedankt werden soll.
Über die Widerspruchslösung bei der Organspende wird in Deutschland seit vielen Jahren gestritten. Während Unterstützer den Nutzen für Patienten in den Vordergrund stellen, bezweifeln Kritiker, dass eine Organentnahme ohne ausdrückliche Zustimmung des Gestorbenen mit der Menschenwürde vereinbar ist.