Frankfurt a.M., Ouagadougou (epd). Die Militärregierung von Burkina Faso hat einen Bericht von Menschenrechtlern über Massaker durch die Armee zurückgewiesen. Man habe den Bericht von „Human Rights Watch“ mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, wonach die Armee vorsätzlich 223 Zivilistinnen und Zivilisten umgebracht habe, hieß es in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung. „Die Regierung von Burkina Faso lehnt solche unbegründeten Vorwürfe zurück und verurteilt sie aufs Schärfste.“
Laut Human Rights Watch (HRW) wurden die Menschen am 25. Februar in den zwei Dörfern Nodin und Soro in der nördlichen Provinz Yatenga von Soldaten getötet. Kommunikationsminister Rimtalba Jean Emmanuel Ouedraogo erklärte, die Morde in Nodin und Soro hätten zur Eröffnung einer juristischen Untersuchung geführt. Während diese Untersuchung noch laufe, um die Fakten zu ermitteln und die Täter zu identifizieren, habe HRW mit blühender Fantasie die „Schuldigen“ ermittelt und ein Urteil gefällt.
Außerdem warf der Minister den Medien eine „orchestrierte Kampagne“ vor. Bereits am Donnerstag hatten die burkinischen Behörden den Radiosendern BBC und Voice of America für zwei Wochen die Ausstrahlung verboten, nachdem sie über den HRW-Report berichtet hatten.
Laut der Menschenrechtsorganisation handelt es sich bei den Massakern um eines der schlimmsten Verbrechen der Armee seit 2015. Unter den Toten seien mindestens 56 Kinder. Demnach waren die Angriffe auf die zwei Dörfer Teil einer Kampagne gegen Zivilisten, denen die Armee vorwirft, mit islamistischen Gruppen zusammenzuarbeiten. Die Soldaten seien von Haus zu Haus gegangen, hätten die Menschen auf die Straße geholt und das Feuer eröffnet.
Die Autoren des Berichts sprachen HRW zufolge mit 14 Zeugen und mehreren Aktivisten und Vertretern internationaler Organisationen. Auch Fotos und Videos seien ausgewertet worden.
Wie in den Nachbarstaaten Niger und Mali sind in Burkina Faso islamistische Gruppen aktiv, die regelmäßig Soldaten, Regierungseinrichtungen oder die Zivilbevölkerung angreifen. Unter Verweis auf die schlechte Sicherheitslage hatte sich der derzeitige Militärherrscher Ibrahim Traoré im September 2022 an die Macht geputscht. Gewalt und Unsicherheit nehmen aber weiter zu. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht.