Mexiko Stadt, Port-au-Prince (epd). Die Bandengewalt auf Haiti hat laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) innerhalb einer Woche mindestens 15.000 Personen in der Hauptstadt Port-au-Prince in die Flucht getrieben. „Die Haitianer sind nicht in der Lage, ein normales Leben zu führen. Sie leben in Angst, und mit jedem Tag, jeder Stunde, die diese Situation andauert, wird das Trauma schlimmer“, sagte Landesbüroleiter Philippe Branchat. Insgesamt seien in Haiti 362.000 intern Vertriebene registriert, erklärte die UN-Organisation am Samstag (Ortzeit).
Aufgrund der massiven Verschlechterung der Sicherheitslage hatte die Regierung vor einer Woche den Notstand mit nächtlicher Ausgangssperre ausgerufen. Am Wochenende versuchten Polizeieinheiten in der Hauptstadt, ihre territoriale Kontrolle in der Nähe wichtiger Regierungsgebäude auszuweiten. Zuvor hatten aufständische Banden Polizeistationen angegriffen. Sie fordern den Rücktritt von Interimsministerpräsident Ariel Henry.
Das bitterarme Haiti befindet sich seit Jahren in einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise und beklagt zunehmende Gewalt. Laut den Vereinten Nationen sind seit Jahresbeginn durch die Bandengewalt etwa 1.200 Menschen getötet und knapp 700 weitere verletzt worden. Die staatliche Grundversorgung wie das Gesundheitssystem stünden vor dem Kollaps, Tausende Menschen seien von humanitärer Hilfe abgeschnitten.