"Ruhe in Frieden" ist ein Wunsch, der Verstorbenen häufiger mitgegeben wird. Das gilt auch für diejenigen, die sich auf dem Grabfeld des Hamburger Sport-Vereins (HSV) begraben lassen. Die Ruhe wird dort allerdings regelmäßig bei Heimspielen des Erstligisten gestört. Dann dringt der Jubel Tausender Fans auch bis zu den Gräbern. 57.000 Menschen finden im HSV-Stadion Platz, etwa 300 bis 500 Menschen können unmittelbar neben der Westtribüne auf dem Hauptfriedhof Altona bestattet werden. Aber während in der Arena ungezählte Anhänger ihrem Verein auf dem Spielfeld zujubeln, sind auf dem vier Jahre alten Friedhofsfeld derzeit nur drei Gräber belegt.
Bisher gibt es nur die Grabstelle von Elfriede Eberstein, Ehefrau des HSV-Urgesteins Horst Eberstein, sowie zwei anonyme Gräber. Dabei wurde bei der Gestaltung des Geländes darauf geachtet, dass es auch dem hinterbliebenen Fan dort gefällt: Durch ein Fußballtor in Originalgröße wird das Grabfeld betreten. Eine schlichte Metalltafel mit HSV-Raute weist auf die besondere Bestimmung hin: "Hier sollen diejenigen Mitglieder und Fans des Hamburger Sport-Verein e.V. ihre letzte Ruhestätte finden, die auch über das Lebensende hinaus die Nähe zu Verein und Stadion suchen."
Nachfrage nach klassischen Gräbern rückläufig
Eine Grabstelle für 25 Jahre kostet zwischen 3.350 und 6.900 Euro. Der Preis ist nach Ansicht von Christian Reichert, ehemaliger Vereinsvorstand für Fan-Angelegenheiten und Initiator des Projektes, allerdings kein Grund für die ausbleibende Nachfrage. Während die Generation älterer Fans bereits vor Eröffnung des HSV-Grabfeldes ihre Bestattung geplant habe, sei für jüngere Interessenten der Tod noch kein entscheidendes Thema. "Die sterben nicht so schnell", sagt Reichert. Zudem sei es ein allgemeines Problem der Friedhöfe, dass die Nachfrage nach klassischen Gräbern zurückgehe und alternative Angebote wie Friedwälder oder Seebestattungen im Trend liegen.
Marcus Hansen (37), HSV-Fan seit Jugendtagen, antwortet auf die Frage, ob er ein Grab auf dem Feld reservieren würde: "Die letzte Ruhe ist ja mehr was für die Angehörigen. Da sollte man sich, was den Ort betrifft, mehr nach denen richten." Er könne sich vorstellen, dass dies auch der Grund für andere Fans mit Familie sei. Das HSV-Grabfeld könne jedoch eine Alternative für Fans sein, die zu Lebzeiten "nur den Verein hatten".
Viele Reservierungen in Gelsenkirchen
Anders sieht die Situation in Gelsenkirchen aus. Seit Ende Juli wird dort das "FC Schalke 04 FanFeld" auf dem Friedhof Beckhausen-Sutum gebaut. In Sichtweite der Veltins-Arena soll es 1.904 Reihen- und Urnengräber auf einem Gelände geben, das wie ein Stadion geformt ist. Der Schalker Fan-Friedhof wird bundesweit dann der zweite seiner Art. Nach den Worten von Nicole Bollien von der "Schalke FanFeld GmbH" gibt es schon zahlreiche Reservierungen und regelmäßige Anfragen. Das Projekt sei völlig unabhängig vom HSV-Friedhof entwickelt worden und liege gut im Plan. Die Idee für einen Fußballfriedhof des BVB Dortmund wurde nach den schlechten Erfahrungen in Hamburg dagegen im Jahre 2010 aufgegeben.
###mehr-artikel### Neben dem HSV-Grabfeld und dem Schalke FanFeld gibt es weltweit noch den Vereinsfriedhof des argentinischen Fußballclubs Boca Juniors in Buenos Aires. Auf dem Gelände des Privatfriedhofs Iraola liegen bereits die Boca-Fußballer Julio Elías Mussimessi und Juan Estrada begraben. Boca ist mit 16 internationalen Titelgewinnen eine der erfolgreichsten Vereinsmannschaften der Welt, und Fußball-Legende Diego Maradona feierte mit dem Club einige seiner größten Erfolge. Die Anhänger der Boca Juniors sind bekannt für ihre Hingabe und Begeisterung.
Künftig wird es auf dem HSV-Grabfeld zumindest nicht bei drei Begrabenen bleiben. Horst Eberstein, der 17 Jahre als HSV-Leichtathletikbetreuer wirkte und zudem Amateurvorstand, Bundesliga-Teammanager und Aufsichtsratsmitglied war, wird nach seinem Tod seiner Frau Elfriede nachfolgen. Initiator Christian Reichert rechnet fest mit einem Aufschwung des HSV-Friedhofs. Es habe in der Vergangenheit Probleme in der Organisation gegeben, weil der HSV nun mal kein Bestattungsunternehmen sei. Demnächst solle zumindest ein ansprechender Werbe-Flyer erscheinen.