München, Berlin (epd). Katholische Laien in Deutschland haben die erneute Kritik des Vatikans am Reformdialog Synodaler Weg zurückgewiesen. Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ kritisierte die „irrlichternden Botschaften des Vatikans gegen den Synodalen Weg in Deutschland“. Mit der Aufforderung „Bischöfe, lasst euch nicht ins Bockshorn jagen!“ reagierte die Bewegung am Sonntag in München auf die am Samstag bekannt gewordene Anweisung des Vatikans an die Deutsche Bischofskonferenz, die Tagesordnung der Frühjahrsvollversammlung in Augsburg zu ändern.
Wie der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Sonntag bestätigte, haben die Bischöfe am Samstagabend einen Brief aus dem Vatikan erhalten. „In diesem Brief wird gebeten, dass die Vollversammlung - auch aufgrund von anstehenden Gesprächen zwischen Vertretern der Römischen Kurie und Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz - nicht über die Satzung des Synodalen Ausschusses abstimmt“, sagte Kopp. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, habe daher den Mitgliedern der Bischofskonferenz ebenfalls am Samstagabend mitgeteilt, den Punkt zunächst von der Tagesordnung zu nehmen. Alles Weitere werde sich während der Vollversammlung in Augsburg zeigen, sagte Kopp. Die 64 Mitglieder der Bischofskonferenz beraten von Montag bis Donnerstag in Augsburg bei ihrer Frühjahrsvollversammlung.
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, reagierte irritiert auf die römische Intervention. Rom habe die Deutsche Bischofskonferenz „quasi per Eilpost“ gebeten, bei ihrer Frühjahrsvollversammlung nicht über die Satzung des Synodalen Ausschusses abzustimmen und zunächst Gespräche in Rom abzuwarten. Dass der Tagesordnungspunkt abgesetzt sei, bedeute eine weitere Verzögerung der dringend notwendigen Reformen in der Kirche, bemängelte Stetter-Karp. Sie ist wie der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, im Präsidium des Synodalen Wegs.
Der Reformprozess Synodaler Weg wurde 2019 von katholischen Bischöfen und Laien als Reaktion auf die Missbrauchskrise ins Leben gerufen. Bis vergangenen März lief die erste Phase des Reformprozesses, bei der mehr als ein Dutzend Reformvorschläge erarbeitet wurden - unter anderem für mehr Gewaltenteilung, mehr Rechte für Frauen und queere Menschen in der Kirche.
Bis 2026 sollen nun weitere Reformanliegen in dem sogenannten Synodalen Ausschuss beraten werden, der auch die Aufgabe hat, eine Satzung und eine Geschäftsordnung für ein mögliches dauerhaftes synodales Gremium zu erarbeiten, in dem Bischöfe und Laien ab 2026 gemeinsam über die Zukunft der Kirche entscheiden. Der Vatikan hatte von Beginn an immer wieder interveniert und zuletzt die Gründung eines solchen dauerhaften Gremiums untersagt. Dennoch hatte der Synodale Ausschuss im November erstmals getagt und sich selbst eine Satzung gegeben, der aber ZdK und Bischofskonferenz noch zustimmen müssen.