München (epd). Die Trauerfeier für den am Sonntag verstorbenen Franz Beckenbauer soll vor großer Kulisse in der Münchner Allianz Arena stattfinden - eine gute Entscheidung, findet die frühere Münchner evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler. „Es ist eine ausgezeichnete Idee, von ihm in einem Fußballstadion Abschied zu nehmen. Das war ja quasi sein Arbeitsplatz“, sagte sie am Mittwoch im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
„Menschen brauchen Orte für gemeinsame Freude und auch für gemeinsame Trauer.“ Ein Fußballstadion mache für Beckenbauer Sinn, weil die Menschen dorthin gegangen seien, um ihn und seine Fußballkünste zu sehen, betonte Breit-Keßler. Sie selbst sei seit ihrer Jugend ein großer Fußball- und Beckenbauer-Fan. Gefallen habe ihr, dass Beckenbauer aus dem Arbeiterviertel München-Giesing stamme, es mit seinem Können ganz nach oben geschafft habe und trotzdem freundlich und menschennah geblieben sei.
Der FC Bayern hatte am Dienstagabend angekündigt, für Beckenbauer am 19. Januar ab 15 Uhr eine große Gedenkfeier in der Arena in Fröttmanning auszurichten. Man lade Freunde und Wegbegleiter aus dem nationalen wie internationalen Sport, der Kultur und Politik sowie generell alle Fans ein, sich in einem besonderen, emotionalen Rahmen von Beckenbauer zu verabschieden. Er solle in dem Umfeld geehrt werden, „in dem er die Herzen der Menschen auf einzigartige Weise erreicht hat: auf dem Fußballplatz“, teilte der Verein mit.
Franz Beckenbauer wurde am 11. September 1945 in München geboren. Von 1964 bis 1977 spielte er beim FC Bayern München, mit dem er viermal deutscher Meister wurde und dreimal den Europapokal der Landesmeister holte. Zweimal wurde er mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister: 1974 als Spieler im eigenen Land, 1990 als Teamchef der DFB-Elf. Wegen seiner eleganten Spielweise erhielt Beckenbauer den Spitznamen „Kaiser“. 2006 holte Beckenbauer die Fußballweltmeisterschaft nach Deutschland: Sein Lebenswerk erhielt Jahre später Risse wegen Bestechungsvorwürfen.
Die Theologin Breit-Keßler mahnte hier an, mit Menschen bisweilen nachsichtiger umzugehen. Die Gesellschaft kranke sehr daran, dass man bei berühmten Menschen schnell beim Hosianna sei und dann bei der Kreuzigung. „Es gibt auch bei Lichtgestalten Schatten. Keiner besteht nur aus Glanz und Gloria. Jeder macht Fehler.“ Wie groß diese seien, müsse man sich natürlich anschauen. Aber das Urteil müsse „nicht immer gleich vernichtend sein“, sagte Breit-Keßler.
Die Gedenkfeier für Beckenbauer dürfte eine der größten überhaupt werden in Deutschland: Eine große Gedenkfeier in einem Fußballstadion gab es 2009 für den Torhüter Robert Enke, der nach Depressionen Suizid begangen hatte. Damals waren 35.000 Menschen ins Stadion von Hannover 96 gekommen, um Abschied zu nehmen. Für die 2022 verstorbene HSV-Legende Uwe Seeler (85) kamen 5.000 Menschen ins Stadion des Hamburger SV.