In einer Feierstunde eröffnete die EKD ihr neues Zentrum für evangelische Sozialethik, das Friedrich Karrenberg Haus. Dort wollen Theologen und Wissenschaftler des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD und des neu gegründeten Evangelischen Verbandes Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt künftig gemeinsam Konzepte zur gesellschaftlichen Verantwortung der Kirche erarbeiten.
Das Schlüsselwort für die evangelische Sozialethik sei die "Teilhabegerechtigkeit", sagte Schneider seinem vorab veröffentlichten Manuskript zufolge: "Damit das gelingt, sind Bildungschancen genauso nötig wie Arbeitsplätze - auch für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Menschen mit Behinderung, für Väter und Mütter wie für Menschen, die ihre Eltern pflegen." Unsichere Arbeitsverhältnisse verhinderten, dass Menschen ihre Fähigkeiten voll entfalten können.
Würde und Qualität von Arbeit wieder in den Mittelpunkt rücken
Noch nie hat es dem Ratsvorsitzenden zufolge so hohe Managergehälter in der deutschen Wirtschaft gegeben wie zurzeit. Dagegen stagniere jedoch die Reallohn- oder Vermögensentwicklung der Masse der Bevölkerung. Nötig seien gerechte Zugänge zu Bildung und Beschäftigung für alle und ein Grundeinkommen, das Arbeit und Leistung honoriere.
Auch der Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts in Hannover, Gerhard Wegner, verlangte, die Würde und die Qualität der Arbeit in den Mittelpunkt der Politik zu rücken. "Es braucht dringend eine neue Balance von Freiheit, Sicherheit und Solidarität in den Arbeitswelten." Derzeit werde zwar ein immer größerer Überfluss an Gütern und Dienstleistungen erwirtschaftet, aber dabei wachse auch der Abstand zwischen Arm und Reich.
Der Kölner Volkswirt und Professor für Sozialethik, Friedrich Karrenberg (1904-1966), nach dem das neue Zentrum benannt wurde, war Gründungsmitglied der Kammer der EKD für soziale Ordnung. Auf seine Initiative hin wurde auch das Sozialwissenschaftliche Institut gegründet.