Würzburg (epd). Die Blutwurz ist Arzneipflanze 2024. Dies hat der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde in Würzburg zum Jahreswechsel bekannt gegeben. Zum ersten Mal sei die Wahl auf eine ausgewiesene Gerbstoffdroge gefallen, heißt es in einer Mitteilung. Der Studienkreis legt seit 25 Jahren eine Arzneipflanze des Jahres fest.
Gerbstoffe seien derzeit wegen ihrer antimikrobiellen und antiviralen Eigenschaften im Fokus der Grundlagen-Forschung, hieß es. Bereits Hildegard von Bingen habe Mitte des 12. Jahrhunderts in ihrer Naturkunde Blutwurz, aber auch das Kriechende Fingerkraut genannt und sie als Mittel bei Fieber empfohlen.
Als Arzneipflanze werde sie traditionell vor allem bei leichten Durchfallerkrankungen oder in Mundwässern eingesetzt. Bei gereizter, entzündeter und nässender Schleimhaut bildet sich mit Gerbstoffen eine Schutzschicht.
Die Jahrhunderte alten Erfahrungen der Pflanzenarzneikunde seien in Gefahr, verloren zu gehen, da seit Jahrzehnten keine neuen Studien an erkrankten Menschen durchgeführt würden, bedauert der Studienkreis. Es gebe aber gute Hinweise aus experimentellen Arbeiten, dass die Blutwurz mit ihren Gerbstoffen Viren und Bakterien hemmen könne, die die gesunde Verdauung im Darm beeinträchtigen.
Die Blutwurz (Potentilla erecta) sei auch bekannt als Tormentill. Ihren Namen habe sie, weil sich Schnittstellen schnell rot färben, so der Studienkreis. Sie blüht gelb zwischen Mai und Oktober, mit zumeist vier Kronblättern.
Der Jury des interdisziplinären Studienkreises, der sich 1999 an der Universität Würzburg gegründet hat, gehören Mediziner, Pharmazeuten, Biologen und Historiker verschiedener Hochschulen und Institutionen an. Ziel der „Arzneipflanze des Jahres“ sei es, an die Geschichte von Pflanzen in der europäischen Medizin zu erinnern.