Dresden (epd). Trauer um einen beliebten ostdeutschen Künstler: Gunther Emmerlich ist am Dienstag im Alter von 79 Jahren überraschend in Dresden gestorben. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte den Verstorbenen am Mittwoch als „überragende Künstlerpersönlichkeit“. „Sein sonorer Bass, sein Witz und sein Charme werden uns fehlen“, machte das Staatsoberhaupt in einem Kondolenzschreiben an den Sohn des Verstorbenen, Johannes Emmerlich, deutlich.
Der 1944 in Thüringen geborene Künstler stehe aber nicht nur „für glanzvolle Auftritte und musikalische Brillanz“, sondern auch „für kritische politische Zwischentöne“: „Gunther Emmerlich hat immer wieder Rückgrat gezeigt für unsere liberale Demokratie, er war eine hörbare, eine wichtige Stimme im Kampf gegen Menschenfeindlichkeit, Hass und Gewalt.“ Er werde als „leidenschaftlicher Demokrat“ und durch seinen Einsatz beispielsweise im Kampf gegen Krebserkrankungen in Erinnerung bleiben.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sprach von „einem großen Künstler mit einem großen Herz“. Er sei eine „Legende des DDR-Fernsehens“, habe aber auch im wiedervereinten Deutschland ein Millionenpublikum erreicht.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) lobte ihn als „einen der ganz großen deutschen Sänger und Entertainer“. Er habe „Sachsen über Jahrzehnte zum Klingen gebracht“, betonte Kretschmer.
Gerade an Weihnachten werde er fehlen. „Mit seiner besonderen Stimme, seinem Charme, seiner Klugheit hat er unsere Herzen erobert“, erklärte der sächsische Regierungschef. Der Musiker habe die sächsische Lebensfreude verkörpert und sie den Menschen in ganz Deutschland nähergebracht.
Tatsächlich sang sich der 1,93 Meter große Mann mit Bart in die Herzen seines Publikums. Sonore Bassstimme und ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen - so schätzten ihn seine Fans.
Emmerlich wurde am 18. September 1944 im thüringischen Eisenberg geboren. Er studierte zunächst an der Ingenieurschule für Bauwesen in Erfurt und später an der Hochschule für Musik in Weimar in der Fachrichtung Operngesang. 20 Jahre lang war der Bassist Ensemblemitglied in der Semperoper Dresden.
Er galt zudem als DDR-„Fernsehliebling“, moderierte bis 1990 unter anderem die Samstagabend-Unterhaltungssendung „Showkolade“. 1997 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Emmerlich war ein Künstler mit Witz und Charme. Er vermochte es, ernste Themen und politische Bemerkungen mit einem Augenzwinkern zu vermitteln. In der DDR geriet er ins Visier der Behörden. Die SED-Regierung warf ihm immer wieder „staatsfeindliche Betrachtungen“ vor. Laut dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) wurde er zeitweise mit einem regional begrenzten Auftrittsverbot belegt. MDR-Intendant Ralf Ludwig erklärte: „Er hat Rundfunkgeschichte mitgeschrieben und geprägt.“
Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) würdigte sein gesellschaftliches Engagement. Die Stadt verliere einen „stimmgewaltigen Kulturbotschafter“ und einen „unverwechselbaren, wunderbaren Menschen“.
Wie sein Management mitteilte, starb der Sänger und Moderator überraschend. Erst am Sonntag sei er bei einem Weihnachtskonzert in der Kirche im erzgebirgischen Lößnitz aufgetreten. Er habe in diesem Jahr „zahlreiche schöne und erfolgreiche Adventskonzerte“ gestaltet. Noch vor wenigen Tagen war er außerdem Gast in der MDR-Talksendung „Riverboat“.