Klimastudie: Deutschland wird heißer und trockener

Klimastudie: Deutschland wird heißer und trockener
Der Klimawandel hat in Deutschland spürbare Auswirkungen. Temperaturen von über 40 Grad Celsius häufen sich, der Wasserverlust einer Studie zufolge ist der höchste weltweit. Um Menschen, Natur und die Wirtschaft zu schützen, soll mehr passieren.

Berlin (epd). Infolge des Klimawandels ist Deutschland einer Studie zufolge zunehmend mit Hitzewellen und Dürren konfrontiert. Wie aus dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Monitoringbericht zur deutschen Klimaanpassungsstrategie hervorgeht, hat sich die Lufttemperatur hierzulande im Jahresdurchschnitt 2022 um 1,7 Grad Celsius im Vergleich zum Jahr 1881 erhöht. Das seien 0,6 Grad Celsius mehr als im globalen Durchschnitt. Das Tempo des Temperaturanstiegs nehme zu.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sagte, Dürreperioden und Hitzewellen wirkten sich auf die Gesundheit der Menschen, die Ökosysteme und die Wirtschaft aus. Der Bericht zeige, „dass wir darauf reagieren müssen“. Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, verwies darauf, dass neun der zehn wärmsten Jahre in Deutschland im 21. Jahrhundert lagen. Er sagte voraus: Wenn von 2030 auf diese heißesten Jahre zurückgeschaut werde, würden sie „zu den kühlsten gehören“. Messner betonte: „Die Hitze ist in Deutschland angekommen“.

Der Bericht nennt als Beispiel, dass im Juli 2022 „erstmals nördlich des 53. Breitengrads an der Station Hamburg-Neuwiedenthal“ eine Temperatur von über 40 Grad Celsius gemessen wurde. Seit 1951 habe sich zudem die Anzahl der heißen Tage mit einer Höchsttemperatur von mindestens 30 Grad Celsius von durchschnittlich rund drei Tagen pro Jahr auf inzwischen etwa zehn Tage pro Jahr mehr als verdreifacht. Die Zahl der Eistage sei mit einer Höchsttemperatur unterhalb des Gefrierpunkts durchschnittlich von rund 27 Tagen auf jährlich etwa 18 Tage gesunken.

Den Angaben nach gehört Deutschland zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit. In den Jahren 2019 bis 2021 seien vielerorts „Rekordunterschreitungen“ der langjährigen niedrigsten Grundwasserstände an den Messstellen festgestellt worden, hieß es. In den Seen wie in Flüssen stiegen die Wassertemperaturen. So habe sich etwa der Rhein im August 2018 stellenweise auf 28 Grad Celsius aufgeheizt. Das massive Fischsterben in der Oder im Sommer 2022 wird damit erklärt, dass „neben der plötzlich angestiegenen Salzkonzentration die Sonneneinstrahlung und die hohen Temperaturen zu dem rasanten Wachstum der giftigen Brackwasseralge“ beigetragen hätten.

Auch die Flutkatastrophe im Ahrtal wird genannt. Dort hatten im Juli 2021 Starkregenfälle Flüsse und Bäche anschwellen lassen: Bei den Überschwemmungen in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen kamen mehr als 180 Menschen ums Leben. Zudem seien versicherte Sachschäden an Wohngebäuden, Hausrat und Betrieben in Höhe von 8,1 Milliarden Euro entstanden, hieß es im Bericht. Das sei der „bislang höchste Schadenaufwand in der Sachversicherung von Elementarschäden“ gewesen.

Lemke und Messner mahnten ambitionierte Strategien zur Anpassung an die Erderwärmung in allen Bereichen an, unter anderem im Gebäudesektor, in den Wäldern, im Agrarsektor und zum Trinkwasserschutz. Unversiegelte Flächen, wo Niederschläge versickern und Auen, die die Ausbreitung von Flüssen erlauben, werden im Bericht vorgeschlagen, um Hochwasserschäden zu vermeiden. Messner plädierte auch für sogenannte Schwammstädte, wo Regenwasser so gesammelt wird, dass auch in trockenen Zeiten viel Wasser und viel Grün für Abkühlung sorgen. Denn in Städten werde es deutlich heißer als auf dem Land. Allein in den Jahren 2018 bis 2020 sind laut Bericht schätzungsweise rund 19.300 Menschen der Hitze zum Opfer gefallen.